Von Peter Mittermeier |Scheidegg/WestallgäuKurze Verweildauer bei hohem Behandlungserfolg und einer Patienten-Zufriedenheit nahe 100 Prozent - das zeichnet die Panorama-Fachkliniken in Scheidegg aus. Damit das so bleibt, hat die Klinik mehrere Millionen Euro in eine Erweiterung investiert. Jetzt ist die Einweihung gefeiert worden. "Wir wollen auch künftig höchste Qualität bei entsprechender Wirtschaftlichkeit bieten", so Geschäftsführer und Klinik-Inhaber Erwin Obenaus.
Es gibt Momente, die stellen sich im Nachhinein als schicksalhaft heraus. Der Oktober 1993 hielt so eine Begegnung für Erwin Obenaus parat. Der Scheidegger traf auf Dr. Peter Christian Dogs. Der Arzt unterbreitete ihm die Idee einer Fachklinik. "Sie haben ein Objekt und bestimmte Zulassungen und ich das entsprechende Konzept für neue Wege in der Psychosomatik", habe ihm Dogs damals gesagt, erinnerte sich Obenaus. Der Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit.
Die beiden haben mit ihren Ideen die Fachwelt immer wieder überrascht, sogar erschüttert. Zwei Beispiele dafür. 1994 waren Patienten in der Psychosomatik zwischen 60 und 90 Tagen in der Klinik. Heute liegt die durchschnittliche Verweildauer in Scheidegg bei 34 Tagen. Nach wie vor für unmöglich halten viele Fachleute Fallpauschalen in der Psychosomatik.
Die Panorama-Kliniken haben sie vor Jahren eingeführt. "Und es funktioniert", wie es Dr. Dogs erklärte.
Der Anspruch an die eigene Arbeit ist hoch. "Wer Panoramaklinik wählt, kann Qualität erwarten", formulierte Obenaus den Wahlspruch. Deshalb auch entschloss sich die Klinik zu der Erweiterung. Zuletzt hatte es Wartezeiten von mehreren Monaten gegeben. Die Patienten sind in der Zeit meist arbeitsunfähig, was mit Belastungen für die Betroffenen und Kosten für die Kassen verbunden ist. Heute sichern die Fachkliniken ihren Vertragspartnern zu, ihre Versicherten "jederzeit innerhalb von fünf Wochen wenn nicht früher" (Obenaus) in der Klinik aufzunehmen.
In rekordverdächtiger Zeit ging auch die Erweiterung um 55 Plätze über die Bühne. Vor einem Jahr sei der Gedanke geboren worden, so Obenaus. Ende Januar 2008 war der Bau genehmigt, Ende Juli fertiggestellt. Parallel wurde das Haus Hubertus saniert. Entstanden sind ein Speisesaal, Küche, Ärztezimmer Therapieräume, Hallenbad und Sauna, zusammen mit dem Neubau eine Klinik für sich. Zeitgleich wurde auch das frühere Sportzentrum in ein medizinisches Zentrum umgewandelt. Investiert wurden 4,6 Millionen Euro.
Heute ist die Panoramaklinik ein Begriff in der Fachwelt. Der Weg dorthin war freilich steinig.
Es galt zahlreiche Widerstände zu überwinden, wie Obenaus erklärte, beispielsweise seitens der damaligen Gemeindevertretung und der Bayerischen Krankenkassenverbände. Nicht von ungefähr verglich Dr. Dogs in seiner Rede die Klinik in Scheidegg mit dem kleinen gallischen Dorf von Asterix und Obelix. An ihrem Kurs, neue Wege zu beschreiten, wird die Klinik aber festhalten. Dr. Dogs: "Wir können in dem gallischen Dorf nicht überleben, wenn wir keine neue Ideen haben." Dazu gehört die Internetnachsorge, die die Panorama-Fachkliniken als weltweit erstes Haus eingeführt haben. Drei Monate lang werden die Patienten nach ihrem Aufenthalt in Scheidegg über das Internet therapeutisch begleitet. Seit diesem Jahr baut die Klinik zudem ein Netzwerk mit bayernweit 15 niedergelassenen Ärzten und Diplompsychologen auf.
Ziel ist es, die Patienten nicht nur nach, sondern auch vor ihrem Klinikaufenthalt zu betreuen, schilderte Dogs.
Um die neuen Wege beschreiten zu können, waren Obenaus und Dr. Dogs auf Partner angewiesen. Dazu gehört die Techniker Krankenkasse. Mit ihr, so Obenaus und Dr. Dogs, sei die Erfolgsgeschichte der Klinik "untrennbar verbunden". Die TK habe beim Beschreiten neuer Wege stets ihre Unterstützung gewährt. Bernd Beyrle, Fachbereichsleiter stationäre Versorgung der TK, sprach seinerseits von einer "robusten Partnerschaft" und verwies auf die gute Arbeit in der Klinik. "Die Entwicklung wäre nicht möglich gewesen, wenn ihre Patienten nicht zufrieden mit ihrer Arbeit wären."