Schwangau (biw). - Der Künstler und Kulturpreisträger der Stadt Füssen, Gottfried Herrmann, ist tot. Er starb am 27. Dezember in seinem Haus in Schwangau-Horn im Alter von 95 Jahren an Herzversagen. Seinem Wunsch gemäß wird er im Familiengrab in Erlangen bestattet. Seine ungebrochene Schaffenskraft war es, die den Künstler und Grafiker Gottfried Andreas Herrmann auszeichnete. Füssens Ex-Bürgermeister Dr. Paul Wengert charakterisierte ihn einst als eine 'ausgeprägte und energische Persönlichkeit'. Herrmann selbst bezeichnete sich stets als 'kritischen Realisten', für den es ein eindimensionales Abbild der Wirklichkeit nie gab. Für ihn war die Realität vielmehr abstrakt. Füssens Kulturamtsleiter Thomas Riedmiller fand für seinen künstlerischen Stil einmal die passenden Worte: Herrmanns Bilder zeugen von einem 'magischer Realismus', verwoben mit 'kubistischen Einflüssen'. Die Bilder des Schwangauers (Acrylfarbe auf Holz) und Zeichnungen (Tusche, Kuli) tragen eine unverkennbare Handschrift - ein typischer Herrmann eben: Ein Mann, die Schulter bis zum Ohr hochgerutscht. Menschen und Paare, wie vom Zufall durcheinander geschüttelt und dann wieder verschnürt. Eine seltsame Mischung aus Chaos und Ordnung sind diese Bilder. Eine Besonderheit im Schaffen des Künstlers sind zwei große Keramik-Mosaiken, von denen eines im ehemaligen Landratsamt in Füssen noch heute zu sehen ist. Es zeigt den ehemaligen Landkreis Füssen mit dem Stadt- und dem Landkreiswappen und einen großen Stammbaum, an dem symbolisch die einzelnen Gemeinden wie Blüten und Früchte hängen. Das andere Mosaik war im alten Gymnasium zu finden, das mittlerweile abgerissen ist. Der heilige Johannes aus diesem Mosaik ziert noch heute eine Außenwand des Herrmannschen Hauses in Schwangau-Horn.
Internationales Renommee Im Laufe seines langen Schaffens erwarb sich der gebürtige Erlanger internationales Renommee. Und so ist die Liste der Auszeichnungen lang. Unter anderem erhielt Gottfried Herrmann den Kunstpreis der Regierung von Schwaben (1968), die Bundesverdienstmedaille (1978), den 'Johann-Georg-Fischer-Preis' der Stadt Marktoberdorf (1984) sowie den Kunstpreis der Stadt Kempten (1977). 1979 wurde ihm der Bürgerpreis der Stadt Kempten zugesprochen. Die Stadt Füssen verlieh ihm 1990 den Kultur- und Kunstpreis. Zudem war er Mitglied in mehreren Kunstvereinigungen. Daneben war Herrmann auch literarisch tätig. In seinen Arbeiten setzte er sich kritisch mit der Kunst auseinander. An der Technischen Universität, an der Kunstgalerie in München sowie an der Akademie für angewandte Kunst studierte er und legte dort 1931 das künstlerische und pädagogische Staatsexamen ab. Danach war er 35 Jahre als Kunsterzieher in Füssen tätig; zuerst an der Realschule, dann am Gymnasium. Wegen der Folgen eines Skiunfalls ging der Künstler 1969 in den vorzeitigen Ruhestand. An diesen Folgen - er war stark gehbehindert - trug er bis zu seinem Lebensende.