Kaufbeuren | dd | Die Ehrentafel für Mozarts Cousine Maria Anna Thekla - auch Bäsle genannt - wurde gestern Morgen in der Kaufbeurer Fußgängerzone enthüllt. Anlass war der 250. Geburtstag des Bäsles, das von 1812 bis 1814 im heutigen Haus Salzmarkt 5 wohnte. Die Idee für diese Ehrentafel stammt von der SPD-Stadträtin Helga Ilgenfritz. Oberbürgermeister Stefan Bosse und Dr. Jörg Riedlbauer, Vorsitzender der Deutschen Mozart-Gesellschaft, nahmen die Enthüllung vor.
Zu Ruhm in der Weltliteratur war das Bäsle durch die Briefwechsel mit ihrem Cousin gelangt, der für sie mehr als ein Familienmitglied war. Zeitweise hatten die beiden auch heiraten wollen. Helga Ilgenfritz würdigte in ihrer Laudatio aber nicht nur den literarischen Aspekt, sondern betonte zudem, dass Marianne, der eigentliche Rufname des Bäsles, eine Frau von Welt war "gebildet, alleinerziehend - heute würde man sagen: tough und emanzipiert".
Stadträtin Christa Becker-Hansen (Freie Wähler) hatte zuvor aus dem Brief No. 9 vorgelesen, um den Anwesenden einen Eindruck von der Beziehung Mozarts zu seiner Cousine zu verschaffen. OB Bosse lobte die Initiative von Helga Ilgenfritz. Wie berichtet, hatte der Kaufbeurer Kulturausschuss die von Ilgenfritz beantragten Jubiläumsveranstaltungen zum 250.
Geburtstag mit großer Mehrheit abgelehnt. "Aber gerade in einer Stadt literarischer Tradition mit Enzensberger, Ganghofer oder auch Sophie von la Roche muss man das Bäsle ehren" so Bosse. Darum sei zumindest eine Erinnerungstafel sicher gerechtfertigt. Die kurze Wohndauer in der Wertachstadt solle man dabei nicht überschätzten, ihren Einfluss aber auch nicht missachten. Dr. Jörg Riedlbauer sah dies ähnlich. Er ging sogar so weit, dass er das Städtedreieck der Kunstliebhaber, München, Bayreuth und Salzburg, mit den biografischen Eckpfeilern des Bäsles, Augsburg (Geburtsort), Kaufbeuren (Wohnort von 1812 bis 1814) und Bayreuth (dort starb Mozarts Cousine) neu definierte. Er hob hervor, dass das kulturelle Erbe der Vergangenheit geehrt werden müsse, und genau dies sei mit dem Anbringen einer Gedenktafel der Fall.
Musikalisch begleitet wurde die kleine Feststunde von Julia Kuhn und Fabian Jüngling an der Violine.
