Sie trägt die Nummer 811. Keiner weiß, woher sie kommt und wie sie heißt. Sie schillert wie ein Filmstar in bunten Farben. Die Männer mit dem scharfen Blick nennen sie "Diva" und betatschen sie kräftig, riechen an ihr und knabbern sie sogar an.
Wir befinden uns nicht auf einer Show-Bühne oder bei der Oscar-Verleihung, sondern im Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Molkereiwirtschaft in Kempten. 90 Männer in weißen Kitteln und auch einige Frauen machen sich über die Objekte der Begierde her: mehrere Hundert Käse-Proben aus Deutschland, Österreich, Luxemburg, der Schweiz und Südtirol. Es geht zwar nicht um die höchste Film-Trophäe, aber immerhin um die Internationale Käsemeisterschaft 2010.
Nummer 811 ist ein Bio-Hartkäse mit geschmierter Rinde. Auf diese sind getrocknete Wildblumen aufgetragen, die in allen Farben schillern. Deshalb haben die Prüfer dem Laib den Spitznamen "Diva" gegeben. Denn ein bisschen Spaß muss bei aller Ernsthaftigkeit des Käsetestes sein - dem zweitgrößten im deutschsprachigen Raum. Noch mehr Käse untersucht lediglich die Deutsche Lebensmittel Gesellschaft (DLG).
811 wird von den Sensorikern - so heißen die Juroren - sinnlich geprüft: mit Augen, Nase, Zunge und Fingern. Dann gibt es Punkte für Aussehen, Geruch, Geschmack: "Anonyme Einzelprüfung" heißt dieser Vorgang, wie Johann Peschek, Leiter der Molkereischule Kempten, erklärt.
Ob die "Diva" eine Auszeichnung gewonnen hat, stand bis Redaktionsschluss noch nicht fest.
DieErgebnisse der Internationalen Käsemeisterschaft sind im Internet zu finden unter www.molkereischule-kempten.de