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Artikel: Eine Blechlawine rollt durchs Dorf

19. August 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
stephan schÖttl

Umleitung Das hohe Verkehrsaufkommen in Lindenberg macht Anwohnern zu schaffen - Tankstelle in Jengen profitiert davon

von franziska kampfrath |Lindenberg/JengenEine riesige Blechkolonne schlängelt sich schon früh am Morgen durch Lindenberg. Fahrzeug reiht sich an Fahrzeug, Motoren heulen auf, ein Lastwagen nach dem anderen drückt mit seiner Fracht auf das stark beanspruchte Straßenpflaster. Beim Schließen der Augen meint man, mitten auf einer Autobahn und nicht in der Kemptener Straße zu stehen. Seit Montag vergangener Woche wird der Verkehr über Lindenberg umgeleitet, da die Bundesstraße 12 zwischen den Anschlussstellen Jengen und Jengen/Kaufbeuren gesperrt ist. Noch bis einschließlich 30. August soll die Vollsperrung im Zuge von Bauarbeiten andauern.

Auswärtige Kennzeichen

Wegen dieser Umleitung sehen viele Autofahrer zum ersten Mal in ihrem Leben den Buchloer Stadtteil. Auf etlichen Fahrzeugen prangen die Kfz-Kennzeichen von München, Augsburg, Günzburg oder gar Frankfurt und Potsdam. Ihr Aufenthalt in Lindenberg währt allerdings nur wenige Minuten - und führt vom Ortseingang direkt zum Ortsausgang.

Selten macht jemand an der kleinen Selbstbedienungstankstelle im Ortskern halt. "Seit der Umleitung haben wir ein paar Kunden mehr, aber eigentlich hat sich nichts groß geändert", sagt Richard Feneberg, dessen Sohn Peter die Tankstelle gehört. Der 75-Jährige vermutet, dass die Meisten, die außertourlich durch den Ort fahren, ohnehin einen vollen Tank haben.

Um halb sechs Uhr morgens sei bereits der erste Tross von Fahrzeugen unterwegs. "Dann ist ab halb neun erst einmal Ruhe, bevor es nachmittags weitergeht", erzählt Feneberg. Zu einem richtigen Stau käme es nur selten, meist sei der Verkehr zäh fließend. Er registriere die rollende Masse mittlerweile gar nicht mehr. "Die an der Straße wohnen, sind den Lärm ohnehin gewöhnt. Drei Wochen lang mehr Verkehr kann ich schon aushalten", meint der Lindenberger. Etwas sensibler reagiert Klaus-Peter Flamme auf die Fahrzeugkolonnen. "Mich nervt das Ganze sehr. Man kommt kaum über die Straße", schimpft er.

Eine Ampel wurde zwar am Ortsausgang in Richtung Buchloe aufgestellt, es fehle aber eine weitere mobile Ampel im Zentrum von Lindenberg, solange die Umleitung durch den Ort führe. "Sonst ist hier auch viel Verkehr, schlimm ist jetzt aber die Kontinuität. Ich muss lange warten, ehe ich mit meinem Auto aus der Einfahrt herauskomme", betont der Diplom-Ingenieur, der einen Betrieb für Prototypenbau in der Kemptener Straße hat.

Seine Nachbarin Maria Carano sieht das Problem ähnlich. "Der verstärkte Verkehr belastet mich momentan schon. Man kommt schlecht aus der Einfahrt heraus und für die Kinder ist es riskanter, über die Straße zu kommen", sagt die 37-Jährige. Sie habe zwar Verständnis dafür, dass die B12 ausgebaut wird, aber man müsse auch an die betroffenen Bewohner denken.

"Vorher war es hier so schön ruhig. Deswegen bin ich auch von Kaufbeuren aufs Land gezogen", berichtet Maria Carano. Glücklicherweise sei der Zustand vorübergehend.

Spürbarer Zuwachs

Wilfried Kremer hätte nichts dagegen, wenn die B12-Teilstrecke länger als bis zum 30. August gesperrt wäre. "Ich habe mehr Kunden seit Beginn der Sperrung", erzählt der Betreiber der Tankstelle am Kreisverkehr in Jengen. Beziffern könne er den Zuwachs nicht, aber er sei auf jeden Fall spürbar. "Viele Urlauber sehen, dass es eine Tankstelle direkt vor der Autobahn gibt und fahren an die Zapfsäulen. Denn das Tanken an Autobahntankstellen ist teurer als an den Normalen", sagt Kremer.