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Eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte

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Eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte

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    Von Johann Stoll|Mindelheim/UnterallgäuSie sind durchs Raster gefallen, haben ihre Schulzeit als lange Kette von Misserfolgen erlebt. Die Rede ist von jenen Jugendlichen, die ohne Abschluss die Hauptschule verlassen haben und weder Arbeit noch Lehrstelle finden. Dass es sich lohnt, etwas für diese Jugendlichen auf die Beine zu stellen, das zeigt das Projekt 'Jungwerkerklasse' an der Berufsschule Mindelheim.

    Im Kloster Lohhof haben 13 von ihnen einen Platz gefunden, wo sie die Grundtugenden des Arbeitslebens vermittelt bekommen: Einsatz, Pünktlichkeit, Teamfähigkeit. Seit diesem Schuljahr läuft dieses Projekt dank der Augsburger Lehmbau-Gesellschaft, die das leer stehende Kloster übernommen hat. 13 junge Männer sanieren unter Anleitung erfahrener Handwerker und in enger Verbindung mit der Berufsschule das hundert Jahre alte Gemäuer. Wie gut das klappt, berichteten der Leiter der Lehmbau, Günter Brandmiller, und der Leiter der Berufsschule, Ludwig Graf, jetzt dem Kreisausschuss.

    'Das ist eines der erfolgreichsten Projekte, die ich kenne.'

    Günter Brandmiller, Lehmbau-Gesellschaft

    Von den 13 Jugendlichen hätten zwölf bereits einen Lehrvertrag in der Tasche. Der 13. habe sehr gute Aussichten. Dieser sich abzeichnende 100-prozentige Erfolg habe auch andere neugierig gemacht. So wolle etwa die Stadt Augsburg das Konzept kopieren. Auch die Schulabteilung der Regierung von Schwaben habe sich das Mindelheimer Projekt bereits vor Ort angesehen.

    Das Besondere schilderte Graf: 'Berufsschule und Maßnahmenträger arbeiten sehr eng zusammen.' Wolfgang Ramerth, Fachlehrer an der Berufsschule, betreue die Jugendlichen und jungen Erwachsenen ganz intensiv. Dieses außerordentliche Engagement sei letztlich Geheimnis des Erfolgs. Heute lasse sich sagen: Die Jugendlichen wollten arbeiten, hätten am Ende einer langen und wenig erfolgreichen Zeit in der Schule aber erst über das Projekt verstanden, dass Lernen an der Berufsschule Sinn mache.

    Wie berichtet ist die Sanierung der Klosteranlage kein Selbstzweck. Ende des Jahres soll der erste Bauabschnitt abgeschlossen sein, Anfang 2009 werden die Gebäudeteile bezugsfertig sein. Neben Suchtkranken, die in Lohhof eine Therapie durchlaufen, werden Plätze für weitere Suchtkranke geschaffen, die vor allem eines brauchen: einen geregelten Tagesablauf. Zum Teil soll das Haus auch als Erholungseinrichtung für behinderte Jugendliche und deren Familien dienen. Aus therapeutischen Gründen werden Pferde, Esel, Gänse und Hühner die Anlage bevölkern. Seit Mai gehört auch das landwirtschaftliche Anwesen mit 240 Hektar zur Lehmbau.

    Wie geht es nun in Lohhof weiter? Das Jugendprojekt steht und fällt mit Zuschüssen. Hoffnung hatten die Betreiber auf den Europäischen Sozialfonds gesetzt. Damit wären im neuen Schuljahr 21 Plätze für Jugendliche zu finanzieren gewesen. Diese Gelder sollen aber erst zum Jahreswechsel frei werden.

    Jetzt springt zum Teil der Landkreis in die Bresche. Er gewährt, wie der Kreisausschuss einstimmig beschlossen hat, für das neue Schuljahr 50 000 Euro Zuschuss. Die Lehmbau wird an der Berufsschule genutzte Räumlichkeiten für 20 000 Euro anmieten. Damit können im neuen Schuljahr maximal 15 Jugendliche einen Platz finden.

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