Am Sonntag wäre Julius Kunert 100 Jahre alt geworden Von Rosemarie Schwesinger Immenstadt. Erfolg wächst nicht an einem Halm! Mit diesem Wahlspruch hat Julius Kunert, der am Sonntag 100 Jahre alt geworden wäre, einst das Geheimnis seines unternehmerischen Erfolgs auf eine Kurzformel gebracht. Der Rest ist längst Legende sein Lebenswerk. Der Strumpfkonzern Kunert war nicht nur jahrzehntelang der größte Arbeitgeber im Städtle und hat die Entwicklung der Region entschieden mitgeprägt, sondern nimmt mit derzeit rund 700 Beschäftigten noch heute am krisengeschüttelten Markt eine herausragende Stellung ein. Aber Julius Kunert war mehr als eine außergewöhnliche Unternehmer-Persönlichkeit er war ein liebenswürdiger, warmherziger, engagierter Mitmensch. Die wechselvolle Geschichte der Firma, die sich aus kleiner Werkstatt bis 1938 im sudetendeutschen Warnsdorf bereits zu Europas größter Strumpffabrik entwickelt hatte, fand nach dem Krieg durch Vermittlung von Professor Ludwig Erhard in Immenstadt einen Neuanfang. Mit einer ständig wechselnden (und zunächst von der Bevölkerung argwöhnisch betrachteten) Flüchtlingsschar produzierte Julius Kunert hier unter schwierigsten Umständen bereits anno 1947 auf der grünen Wiese Wäsche, Trikotagen und Strümpfe. Daneben engagierte er sich für die Integration seiner Mitarbeiter, baute Wohnungen und organisierte die schwierige Lebensmittelbeschaffung. Von da an gings wirtschaftlich sozusagen im Steilflug bergauf.
Noch heute, sieben Jahre nach seinem Tod, ist das Andenken an Julius Kunert von Zuneigung und Achtung geprägt. Er war ein zielstrebiger Unternehmer mit einem Gespür für Menschen, die er einzuschätzen und richtig einzusetzen wusste, weiß sein langjähriger Weggefährte Gunther le Maire zu berichten. Nie habe man ein böses Wort von ihm gehört. Julius Kunert habe Leistung verlangt und honoriert, Diskussionen herausgefordert und wollte überzeugt werden, um die endgültige Entscheidung dann allerdings stets selber zu treffen. Mit dem Erwerb des größten Konkurrenten, der Hudson-Gruppe, wurde Julius Kunerts Lebenstraum seit der Vertreibung aus dem Sudetenland erfüllt: Das Unternehmen wurde wieder Europas größter und bedeutendster Strumpffabrikant. Die Notwendigkeit, das Familienunternehmen zwecks Zukunftsabsicherung in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln, sei für Julius Kunert allerdings ein harter Brocken gewesen, dem der damals Achtundachtzigjährige Anfang 1988 schließlich zustimmte. Ein großzügiger Sponsor Julius Kunert fühlte sich dem Allgäu verpflichtet, er liebte seine Wahlheimat und die Berge (allerdings nur von unten). Sein persönlicher Lebensstil war eher bescheiden; so hatte er nie eine Sekretärin jeder Mitarbeiter konnte unangemeldet zu ihm kommen. Dafür war der Sportbegeisterte ein großzügiger Sponsor. Gemeinsam mit seiner Frau Gertraud hat er aus dem Privatvermögen eine (eine Millionen Mark schwere) Stiftung gegründet, damit über seinen Tod hinaus Leistungen in Immenstädter Schulen und Sport gefördert werden können. Neben zahlreichen Orden und Auszeichnungen, so berichten Zeitzeugen, habe sich der Chef (wie JK noch immer liebe- und respektvoll genannt wird) besonders über die Ehrenbürgerschaft sowie über die Umbenennung der damaligen Lindauer