Von Veronika Krull |SonthofenGünter Kielwein klatschte in die Hände. Einmal. Zweimal. Der Oberallgäuer Pianist zeigte sich begeistert: "Diese Akustik!", schwärmte er. In diesem Moment "klingelte" es bei Monika Bestle: "Herrschaftszeiten! Das ist ja wie geschaffen für ein Theater!" "Das" war Mitte der 90er Jahre ein "dunkles Loch" und die ehemalige Maschinenbau-Werkstatt des Vaters an der Altstädter Straße in Sonthofen.
Pianist Kielwein suchte damals Räumlichkeiten für seine private Musikschule und entschied sich schließlich - gegen die Werkstatt. Zu klein. Da übernahm Monika Bestle, Steuergehilfin und nebenbei Leiterin der Theatergruppe St. Michael, die Räumlichkeiten im rund 260 Jahre alten Haus. Die "Sonthofer Kultur-Werkstatt" war geboren.
Von Selbstzweifeln geplagt
An die technische Vergangenheit erinnern noch die Original-Esse im Eck, die Laufkatze am Bühnenhimmel und das breite hölzerne Eingangstor. Um den Werkstattcharakter zu unterstreichen, sind an der Decke die silbernen Lüftungsrohre zu sehen, die mobilen Scheinwerfer hängen an locker grün verkleideten Gittern. Im Sommer 1997 wurde das neue Kulturzentrum in der Kreisstadt eröffnet.
Die Woche davor habe sie vor Selbstzweifel kaum geschlafen, gesteht Monika Bestle (59): "Wo nimmst du die Frechheit her, so was zu machen. Du kennst niemanden, und dich kennt auch niemand", hat sie sich gefragt.
Die ersten Auftritte bestritt Bestle mit ihrer Theatergruppe, ein kleines Programmkino erwies sich als nicht wirtschaftlich. Doch sie machte tapfer "die ersten Gehversuche" auf der Kulturbörse in Freiburg, knüpfte Kontakte, und schon bald setzte die Mundpropaganda unter den Künstlern ein. Die besondere Atmosphäre kam "super" an.
Und so konnte die Chefin bald Kabarettisten wie Alfred Mittermeier oder "Die Mehlprimeln" begrüßen. Schauspieler wie Dieter Eppler und Claudia Wedekind kamen ebenso nach Sonthofen, wie der Ausnahme-Gitarrist Peter Finger oder der Westallgäuer Liedermacher Werner Specht. Die Lechtaler Erfolgsgruppe "Bluatschink" absolvierte in der Kultur-Werkstatt sogar ihren ersten Auftritt im Allgäu. Klar, dass auch das bekannte Allgäuer "Kluftinger"-Krimigespann Volker Klüpfel/Michael Kobr vorbeischaute.
Damals wie heute verfolgt Monika Bestle das Ziel, allen Genres von der Klassik bis zum Kabarett sowie Künstlern aus aller Welt, aber auch "von hier" ein Podium zu bieten. Regelrecht zum Karriere-Sprungbrett wurde die kleine Bühne in Sonthofens Süden unter anderem für "Broadway Joe", die "Traumfraun" oder die "Vivid Curls".
Bestle betrachtet ihr Engagement als eine Art Kultur-Sponsoring.
Umgekehrt ist auch die Kultur-Werkstatt auf Sponsoren angewiesen. "Wir kämpfen nach wie vor ums Überleben", sagt Bestle. Wie berichtet war die Kultur-Werkstatt Anfang des Jahres in eine finanzielle Schieflage geraten und ein örtlicher Unternehmer hatte spontan 12000 Euro gespendet.
Bestle hofft, dass sich die Mitgliederzahl des 2004 gegründeten Kleinkunstvereins - derzeit sind es 100 - am besten verdoppelt. "Ohne Hilfe von außen wird es nicht gehen", betont Kultur-Werkstatt-Leiterin Bestle.