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Eine äußerst kunstvolle Imitation

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Eine äußerst kunstvolle Imitation

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    Neugablonz(mab). - Als sagenumwoben gilt die Reichskrone, mit der seinerzeit bereits Otto I. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nationen gekrönt wurde. Das filigran verzierte Original befindet sich in Wien. Doch auch professionell angefertigte Kopien sind sehr begehrt und so kommt es, dass in der Schmuckstadt Neugablonz schon in den 60er Jahren zwei Nachbildungen erstellt worden waren. Nun arbeitet Gürtlermeister Jürgen Posselt mit Unterstützung des Glasschmuckmachers Werner Blaschke an einer weiteren komplexen Kopie, die nun die Stadt Regensburg bei ihm bestellt hat. In den 60er Jahren hatte Karl Posselt sen. bereits eine Kopie für den Tänzelfestverein angefertigt. Da diese aber nicht von einem Erwachsenen, sondern von einem Kind getragen wird, wurde sie nicht im Maßstab 1:1 geschaffen. Mittlerweile ist das Stück im Gablonzer Haus zu sehen. Des Weiteren hat Posselt - ebenfalls vor vielen Jahren - eine Kopie erstellt, die eine amerikanische Geschichtsprofessorin bei ihm angefordert hatte. 'Diese Frau ist nun gestorben. Wo die Krone genau ist, wissen wir leider nicht.'

    Vier Jahrzehnte später Fast vier Jahrzehnte vergingen, bis erneut eine Kopie der Reichskrone in Neugablonz enstehen sollte. Vor rund zwei Jahren meldete sich Dr. German Bauer aus Regensburg bei Posselt. 'Er eröffnete uns den Wunsch der Stadt Regensburg, eine Kopie herstellen zu lassen.' Die echte Reichskrone sei in früheren Zeiten bereits einmal in Regensburg gestanden. Posselt machte sich an die Arbeit. In dem Buch 'Die Kronen Europas' sind viele dieser hoheitlichen Insignien genauestens beschrieben. 'Auch die Reichskrone ist millimetergenau vermessen.' So begann Posselt mit der Arbeit. Hunderte von Fassungen mussten aus Tombak, einer Legierung aus Kupfer und Zink, geschaffen werden. Unterstützung erhielt Posselt auch von der Gablonzer Schmuckfachschule. Ein Schüler hatte die Unterlagen für die komplexen Gravuren angefertigt. Dabei handelt es sich um Bildsymbole und lateinische Inschriften. Ebenfalls involviert war der Neugablonzer Graveurbetrieb Saller. Werner Blaschke steuert wiederum handgemachte Glassteine bei, die die zahlreichen Edelsteine des Originales imitieren sollen. Schon sein Vater Karl Blaschke hatte von Hand die Glassteine für die erste Krone (für das Tänzelfest) angefertigt. Nach vielen Arbeitsstunden ist die Kronekopie nun fertig und wird an die Stadt Regensburg ausgeliefert. Über den Preis möchte sich Posselt nicht äußern. Es handle sich in erster Linie 'um ein gewisses Hobby', dem er vorwiegend an Samstagen und Sonntagen nachgegangen sei. Der 61-Jährige ist sichtlich stolz auf sein Kunstwerk, auch wenn es nur eine Imitation ist. Aber eine, die kaum jemand nachbauen kann. In Neugablonz mit seiner Schmucktradition findet sich aber noch die nötige handwerkliche Kompetenz. Posselt will danach eine vierte Reichskronen-Kopie schaffen. Der Auftraggeber ist er aber diesmal selbst - und das Stück soll sein Büro zieren.

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