Buchloe/Türkheim (bz). - Nach 40 Jahren hat sich die Postkapelle Buchloe aufgelöst. Nachdem die Deutsche Bundespost in den 90er-Jahren in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, passten Blaskapellen nicht mehr in das Bild eines modernen, weltweit agierenden Unternehmens. Finanzielle Zuwendungen wurden gestrichen, Aufträge nicht mehr erteilt. So beschränkten sich die Auftritte der Postkapelle zuletzt nur noch auf Geburtstagsständchen oder Trauerfeierlichkeiten. Wehmut kam unter den Musikern auf, als bei der Jahresversammlung im Gasthaus 'Stern' in Türkheim der Zweite Vorsitzende, Josef Napieralski, nach einem geheimen Wahlgang die Auflösung der Kapelle bekannt gegeben hatte. Die Mitglieder folgten damit einer Empfehlung des Vorstands. Der sah keine Möglichkeit mehr, den Verein fortzuführen. Im Jahre 1963 gründeten die ehemaligen Postler Hans Menhofer senior, Gerhard Santjohanser, Ludwig Faßnacht, Anton Klöck, Werner Holuba und Anton Geldhauser die Postkapelle. Die musikalische Leitung übernahm Hans Menhofer. Er war es auch, der nach und nach immer mehr Musiker für den Klangkörper begeistern konnte. Aus 15 verschiedenen Ortschaften des Postamtsbereichs Buchloe scharten sich bald 35 musizierende Postler um ihren 'Chef' Hans Menhofer. Als einzige Postkapelle Bayerns wurden die Buchloer schnell bundesweit bekannt. So wurden 'die Bayern' zu den Bundespostmusikfesten nach Koblenz, Freiburg, Heidelberg, Saarbrücken und Frankfurt eingeladen. Einer ihrer größten Bewunderer war der damalige Präsident der Oberpostdirektion München, Meier. Ihm war es zu verdanken, dass die Kapelle zu zahlreichen postalischen Anlässen gerufen wurde: Beim Weltpostkongress in München waren 1000 Delegierte aus 166 Ländern von den Klängen der Buchloer Postler begeistert. Schmunzeln war angesagt, als bei der Verabschiedung der Delegationen am Münchner Hauptbahnhof Kollegen aus Senegal, Katar und Indonesien die Kapelle dirigieren durften.
Verzauberte Zuhörer in Waal Musikalische Höhepunkte der Postkapelle waren die beiden, zusammen mit dem Bundesbahnmännerchor Buchloe veranstalteten Konzerte in den Jahren 1984 und 1986 im ausverkauften Waaler Passionsspielhaus. Chor und Kapelle verzauberten mit bunten Melodien die begeisterten Zuhörer. 1986 wurde Hans Menhofer zum Ehrendirigenten ernannt. Er übergab nach 15-jähriger Leitung den Taktstock an seinen jungen Nachfolger Walter Epp. Mit dynamischem Schwung verstand es Epp, bei der Kapelle neue Akzente zu setzen. Bedauerlich war allerdings, dass die Postunternehmen zu Beginn der 90er-Jahre keine Aufträge mehr an die Kapelle erteilten. Als dem Verein nun auch die finanzielle Grundlage entzogen wurde, war ein Fortbestehen nicht mehr möglich. Schweren Herzens mussten deshalb die Mitglieder dem Ende einer Ära zustimmen.