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Ein Zimmerer holt Stars ins Allgäu

Buchenberg

Ein Zimmerer holt Stars ins Allgäu

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    Ein Zimmerer holt Stars ins Allgäu
    Ein Zimmerer holt Stars ins Allgäu Foto: ralf lienert

    Vielleicht hat er an diesem Tag Mitte der 1970er Jahre den Hammer in der Hand gehabt, Nägel in Dachlatten geschlagen oder Balken gesägt. An eines aber erinnert sich Franz Bernhard genau: Am Abend jenes Tages hat ihn, den jungen Zimmerer, der Schlag getroffen. Er stand in einer Ravensburger Halle, hörte sich die Rockband Uriah Heep an und war fasziniert. "Ich dachte: Sowas muss sich doch bei uns auch organisieren lassen."

    Kempten sei bis dahin eine Wüste auf dem Gebiet der Rockkonzerte gewesen, sagt Bernhard. Nach dem Erweckungserlebnis in Ravensburg wollte er das mit seinen Kumpels Uli Geiger und Alexander Koch ändern. Über die Jugendzeitschrift Bravo bekam er die Adresse der Topband "Boney M." und holte sie in die Eishalle. 7000 Leute kamen. Ein Riesenerfolg, obwohl kaum etwas verdient wurde.

    Boney M bedeutete für den Zimmerer aus Buchenberg den Start in die Zweitkarriere. Seit 30 Jahren organisiert Franz Bernhard (50) Konzerte im Allgäu und darüber hinaus, verhandelt mit Udo Jürgens, Howard Carpendale, Sarah Connor. Und plant und vertreibt parallel dazu Holzhäuser über eine Firma, die aus der elterlichen Zimmerei heraus entstand.

    Ein Krawattenträger ist Zimmermeister Franz Bernhard nicht geworden, auch wenn er statt Hammer und Säge eher Taschenrechner und Telefonhörer in die Hand nimmt. In seinem Buchenberger Büro trifft man ihn im legeren Pullover an. In der Ecke steht ein Schlagzeug. Seit einiger Zeit nimmt Bernhard Unterricht. "Ich habe nie selbst Musik gemacht, obwohl mich Musik immer faszinierte", sagt er. Dabei klingt sein Dialekt wie bei vielen Allgäuern, die Hochdeutsches einbauen, um sich in der Geschäftswelt verständlich zu machen.

    Am meisten fasziniert Franz Bernhard das Organisieren. In Veranstalterkreisen hat er sich über drei Jahrzehnte hinweg einen guten Ruf gemacht. Er gilt als ehrliche Haut, als einer auf den man sich verlassen kann, heißt es. Andere sprechen von einer "schillernden Persönlichkeit".

    Er selbst sagt, er habe einen harten Weg mit Höhen und Tiefen hinter sich. "Das ist ein nervenaufreibendes Geschäft." Nach dem erfolgreichen Start mit Boney M. gründete er seine erste Firma, Lexy Music. Konzerte veranstaltete er vor allem in Memmingen. Kempten dagegen war kein gutes Pflaster, weil eine geeignete Halle mit ordentlicher Akustik fehlte. Seine Ausbildung als Zimmerer und später eine Bauingenieurschule halfen ihm, Hallenpläne zu lesen. Und man konnte ihm nichts vormachen, was das Handwerklich-Technische anbetraf.

    In den ersten zehn Jahren ließ sich nicht viel Geld verdienen, sagt Bernhard. Aber er lernte viel, und er baute Beziehungen zu den ganz Großen in der Branche auf. "Kontakte sind das A und O".

    1990 gründete der Selfmademan dann "Allgäu Concerts" - diesmal ohne Partner. Er holte Sting, Maffay, Grönemeyer oder Rod Stewart in die Region. Sein Aktionsradius dehnte sich immer mehr aus. Es kamen die Städte Friedrichshafen, Ulm und Augsburg dazu, sowie Schloss Salem, wo beispielsweise Piano-Weltstar Lang Lang vor 6000 Zuhörern spielte.

    Dennoch blieb das Geschäft schwierig. Es sei nicht einfach gewesen, Stars ins Allgäu zu holen, erklärt Bernhard. Das hat sich erst mit der Big Box in Kempten geändert. Nach längerem Beschnuppern kooperieren er und Big-Box-Betreiber Christof Feneberg nun eng.

    "Ich arbeite gern mit ihm zusammen", sagt Feneberg. Konzerte mit Eros Ramazzotti, Katie Melua oder zuletzt David Garrett gehen auf ihr gemeinsames Konto. Franz Bernhard verheimlicht nicht, dass er mitunter gehörige finanzielle Einbußen verkraften muss. Aber insgesamt, so versichert er, laufe das Geschäft inzwischen sehr gut.

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