Dr. Gerhard Popp aus Heimenkirch ist als Chirurg und Kommunalpolitiker bekannt Heimenkirch (bes). Der 80. Geburtstag ist etwas Besonderes. Das gilt auch für Dr. Gerhard Popp. Der Heimenkircher Arzt feiert am morgigen Sonntag mit 100 geladenen Gästen. Als Mediziner machte sich Dr. Popp in den Siebziger Jahren einen Namen, weil er als einer der ersten Ärzte in Süddeutschland künstliche Hüft- und Kniegelenke einsetzte. Heimenkirchs Bürgermeister Rudi Janisch bezeichnet den langjährigen Gemeinderat als 'Wunschbürger.'
1971 wandte Dr. Popp erstmals diese neue Methode an. In den folgenden zehn Jahren setzte er rund 1200 künstliche Hüft- und 400 Kniegelenke ein, schätzt der Ruheständler. Dabei kam der gelernte Landwirtschaftsgehilfe erst spät und über Umwege zur Medizin: Geboren wurde er am 5. September 1924 im heutigen Smoldzino (Polen) an der Ostseeküste. Mit 18 Jahren musste er zum Kriegsdienst nach Russland und geriet in Gefangenschaft in Rumänien. Nach seiner Freilassung holte er sein Abitur nach und studierte Germanistik, Kunsterziehung und Geographie in Rostock. Wegen 'Spionage' verurteilt Dort wurde Dr. Popp 1950 wegen 'Spionage' und 'antisowjetischer Propaganda' zu 50 Jahren Arbeitslager verurteilt, weil man bei ihm die (West-)Literaturzeitschrift 'Der Monat' fand, in der George Orwells '1984' als Fortsetzungsroman abgedruckt war. Nach vier Jahren kam er durch Straferlass wieder auf freien Fuß, worauf er in den Westen floh. Im Alter von 34 Jahren machte er in Freiburg sein Staatsexamen in Medizin. Von 1968 bis zur Auflösung 1978 leitete Dr. Popp das Heimenkircher Krankenhaus mit 73 Betten. Anschließend baute der Chirurg und Allgemeinmediziner seine eigene Unfallpraxis mit Operationssaal auf, die er vor elf Jahren an seinen Sohn übergeben hat. Für seine Verdienste im medizinischen Bereich wurde er 1987 mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Der Ruheständler hat sich auch noch nicht ganz aus der Medizin verabschiedet: In Notfällen hilft er in der Praxis aus und steht seinem Sohn und den Kollegen im Bodenseeraum als Berater zur Seite. Über die aktuellen Entwicklungen auf seinem Fachgebiet informiert er sich auf Kongressen und Vorträgen. Mehr Zeit für Hobbys Für Heimenkirchs Bürgermeister Rudi Janisch ist Dr. Popp ein 'Wunschbürger, der sich für seine Heimatgemeinde einsetzt'. In dessen Tätigkeit als Gemeinderat (1972 bis 1996) habe er den langjährigen CSU-Ortsvorsitzenden als zuverlässigen und ehrlichen Partner kennengelernt, der sich für gesundheitliche Belange und das Wohl älterer Mitbürger engagierte. In den letzten Jahren findet der stellvertretende Dirigent des Liederkranz Heimenkirch wieder mehr Zeit für seine Hobbys: Dr. Popp spielt Klavier, malt Aquarelle und reist mit seiner Frau Marita um die Welt. Als 'großes Erlebnis' bezeichnet er Aufenthalte in China, Indonesien und Thailand. Sein Reisedurst ist noch nicht gestillt: Der Mediziner möchte in den nächsten Jahren noch Australien, Südafrika und die USA bereisen.