Kempten(buc). 300 Liter Heizöl waren im September im Buchenberger Gemeindeteil Eschach statt in einen Tank in einen Garten gelaufen. Die Polizei ging von einem Bedienungsfehler durch den Fahrer des Tanklasters aus (die AZ berichtete). Das Amtsgericht sah das jetzt genauso: Richter Johann Schlosser verurteilte ihn wegen fahrlässiger Umweltverschmutzung zu 500 Euro Geldbuße. 70 Tagessätze zu 15 Euro wurden auf zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Zudem trägt der Mann die Kosten des Verfahrens. 5000 Liter fasst der in zwei Meter Tiefe liegende Erdtank, etwa 1750 Liter waren noch drin, als morgens um 8 Uhr die neue Lieferung kam. Wie es geschehen konnte, dass das Öl auch dann noch lief, als der Tank längst voll war, versuchte Richter Schlosser mit einem Gutachter und vier Zeugen zu klären. Der heute in einer anderen Branche arbeitende Oberallgäuer war damals bei der Firma erst seit wenigen Wochen zur Probe beschäftigt. Vorher hatte er zwei Jahre als Fahrer bei einem anderen Heizöl-Unternehmen gearbeitet, ehe er diesen Job wegen eines ähnlichen Ereignisses verlor. Auch nach dem zweiten Malheur wurde dem Familienvater gekündigt. Zur Sache selbst wollte der 43-Jährige keine Angaben machen. Aber die klärte sich in der gut zweistündigen Verhandlung, in der Schlosser mittendrin seufzte 'Wieso krieg' ich alle Öl-Sachen? Wenn das so weiter geht, stelle ich bald auf Gas um'. Ein so genannter Grenzwertgeber war vom Angeklagten - unabsichtlich - nicht korrekt zwischen Öltank und Tanklaster angeschlossen worden. Weil also ein Kabel falsch gesteckt war, wurde dieser Überfüllschutz überbrückt und das Verhängnis nahm seinen Lauf. Etwa zehn Kubikmeter Erdreich, so der als Zeuge gehörte Geschädigte, mussten in seinem Garten abgetragen, der Tank komplett ausgebaut und gereinigt werden. Von der Heizöl-Firma sei ihm bei vom Öl beschädigten Gegenständen wie etwa einer Kinderschaukel nur der Gebrauchswert ersetzt worden (Schlosser: 'Der liegt weit unterm Kaufpreis, da hat man dann das Geschiss'). Inzwischen habe sich ein weiteres Ärgernis eingestellt: Weil der Bagger beim Ausheben des Erdreichs eingesunken war, wurde dessen Fahrrinne mit (wasserundurchlässigem) Betonkies verstärkt. 'Da hatte nun aber die Gartenbaufirma einfach 20 Zentimeter Humus drüber gekippt und nun steht bei uns das Wasser und läuft nicht mehr ab.'
Bereits ein 'gebranntes Kind' 'Ich als alter Heizöl-Auffüller', erzählte Schlosser aus seinem Haushalt, 'stehe immer unten am Tank und halte mit dem Fahrer Sicht- und Schreikontakt, ehe mir die Soße in den Keller läuft.' Das allerdings brauche kein Kunde zu tun, vielmehr sei es die Pflicht des Fahrers, sich zu überzeugen, dass an Tank und Laster alles in Ordnung sei. Selbst wenn es so gewesen sein sollte, dass der Beschuldigte mit dem Wagentyp nicht völlig vertraut war: 'So kompliziert ist das alles nicht.' Vor allem, da Berufserfahrung vorhanden war. Als ohnehin 'gebranntes Kind' hätte der Mann prüfen müssen, ob der Grenzwertgeber funktioniert. Das wäre ein Leichtes gewesen. Und wenn man bedenke, dass die 300 Liter Öl durch das nur einen Zoll (ca. 2,5 Zentimeter) dicke Peilrohr ausgelaufen sind, dann, so Schlosser, 'haben Sie auch ein wenig geschlafen'.