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Ein wahrhaft bayerischer Pfarrer

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Ein wahrhaft bayerischer Pfarrer

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    Von Peter Schwarz, Oberstdorf - 'Rückgrat hat er'. Die Eignungsbestätigung einer Ärztin, als der zehnjährige Peter Guggenberger aus dem oberbayerischen Murnau zur Vorbereitung auf den priesterlichen Beruf im Knabenseminar Kempten aufgenommen werden sollte, war so falsch nicht. Nach 33 Jahren als katholischer Geistlicher, darunter mehr als elf Jahre im manchmal turbulenten Sprengel Oberstdorf, geht ein sportlich gestählter Guggenberger noch immer gern auf Wallfahrten übers Gebirge und auf mehrtägige Pilgerreisen. Heute, Mittwoch, wird der Kirchenmann 60 Jahre alt. Gerade ist der Pfarrer von der Bruder-Klaus-Wallfahrt aus der Schweiz zurückgekehrt. 'Da wird man an Leib und Seele fit', spricht der mit dem Ehrentitel Monsignore gesegnete und gleichzeitig als Allgäuer Regionaldekan wirkende Pfarrer über die spirituelle Wirkung einer solchen Anstrengung. Auch in den Oberstdorfer Bergen wähnt sich Guggenberger zu Hause. Bei Bergmessen wie die 'Jakobe-Kirbe' am Fellhorn trifft der modern wirkende Gottesmann, dem Himmel so nah, aberhunderte Menschen. Und mit seiner Art von 'Bergpredigt' zielt er auf ihr Innerstes ab. Unter Alphirten mischt sich 'Guggi' ebenfalls gern, wie er in Oberstdorf liebevoll tituliert wird. Der Pfarrer, der zugeich routiniert mit Computer und Videokamera umzugehen versteht, schmunzelnd: 'Gerade bei Hirten muss sich sich doch ein geistlicher Hirte wohlfühlen'.

    Hintergründiger Humor Ein hintergründiger, gelegentlich spitzer Humor zeichnet den Mann mit dem grauen Stoppelbart aus. Es ist ihm eine Ironie zu eigen, die vor der Diözesan-Schwelle seiner Kirchenoberen nicht Halt macht. 'Ich leide nicht darunter, dass der Bischofssitz Augsburg so weit von Oberstdorf entfernt ist', zwinkert Guggenberger seinem Gesprächspartner zu. Dabei verbinden den Theologen gemeinsame Studienjahre in Dillingen mit dem neuen Bistums-Oberhaupt Walter Mixa. Auch während der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft mimte der seinerzeit im blauen WM-Helferdress eingekleidete Kirchenmann gern Gastgeber für Augsburger Oberhirten. Der Monsignore will seine Ecken und Kanten gar nicht klein reden. Er sei halt 'ein bayerischer Pfarrer'. Die Weltmeisterschaft und die damit verbundene Live-Fernsehübertragung einer Pfarrmesse erachtet Guggenberger als Glanzlichter seine Pfarrherrn-Zeit unterm Nebelhorn. Wegen der Größe des Kirchenbezirks kommt es ihm manchmal so vor, als sei er ein 'Jongleur' bei all den administrativen Aufgaben und gleichzeitigen Seelsorge-Pflichten auch für Urlauber. Doch, so meint er, 'die Gäste sind ein Segen.' Leere Kirchenbänke kennt der Geistliche kaum. Das jetzige sommerliche Gewitter mit dem Streit um die WM-Finanzabrechnung hat Guggenberger tief betrübt. Das vorhanden gewesene Wir-Gefühl, das 'Mitanond' im einheimischen Sprachgebrauch, scheint abhanden gekommen zu sein. Genau dieses Miteinander aber zu fördern, betrachtet der Pfarrer als seine Hauptaufgabe im nicht unschwierigen Oberstdorf. Da war doch in Guggenbergers 19 Jahren als Dorfpfarrer für die Orte Stein, Akams und Eckarts bei Immenstadt manches leichter. 'Ich habe dort die glücklichsten Jahre in einer weitgehenden heilen Welt verbracht', erinnert sich der Pfarrer gern an alten Zeiten. Eingetauscht dafür hat er 'die interessanteste Pfarrgemeinde der gesamten Diözese', die ihn so schnell auch nicht loslassen wird. Und da bricht sich der Schalk wieder Bahn: 'Ich habe nicht gesagt, dass Oberstdorf die wichtigste Pfarrei ist, nur die interessanteste'. i Gefeiert wird eine Messe am heutigen Mittwoch, um 19 Uhr in der St. Johannes-Baptist-Pfarrkirche, zusammen mit den Oberstdorfer Jodlern. Es folgt ein geselliges Beisammensein im Pfarrgarten oder Johannisheim.

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