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Ein Ventil für den Monte Müll

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Ein Ventil für den Monte Müll

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    Füssen (boni). - Wer aus nördlicher oder westlicher Richtung nach Füssen fährt, hat ihn sicherlich schon bemerkt: den knapp zehn Meter hohen Turm, der aus der früheren Hausmülldeponie ragt. Unter der grünen Grasdecke schlummern noch Reste des Abfalls, der bis 1986 auf der Deponie abgelagert wurde. Der Turm mitsamt der im Boden verborgenen Technik sorgt laut Klaus Rosenthal vom Landratsamt Ostallgäu dafür, dass die unterirdisch entstehenden Gase ungehindert entweichen können. Seit der Inbetriebnahme im Jahre 1946 wurde die Deponie am westlichen Stadtrand nahe des Segelflughafens zur Ruhestätte für tausende Tonnen von Hausmüll aus Füssen und Umgebung. Damit war 1986 Schluss. Fortan wurde der gesamte Müll aus dem Landkreis Ostallgäu in die Deponie Oberostendorf gekarrt. Wenige Jahre später begann die Rekultivierung der rund 50000 Quadratmeter großen Deponie, für die die Füssener den Spitznamen 'Monte Müll' parat hatten. Etwa 4,4 Millionen Euro verschlang dieses Projekt, das Ende 2000 abgeschlossen wurde. Vergangenes Jahr setzte man noch einen drauf: den meterhohen Turm der Entgasungsanlage. Die ist nötig, um die unter einer zweieinhalb Meter dicken Schicht aus Erde und Lehm freiwerden Gase zu entsorgen. In erster Linie entstehen bei der Abfall-Verrottung Stickstoff, Kohlendioxid und Methan. Besonders letzteres sei in Verbindung mit Sauerstoff explosiv, erklärt Rosenthal. Daher würden die Verbindungen, die sich im Gasbrunnen sammeln, über eine Gasfackel verbrannt und somit unschädlich gemacht.

    Zu wenig für Energiegewinnung 'In neueren Deponien kann das Gas auch zur Energiegewinnung eingesetzt werden', berichtet Rosenthal und verweist auf eine entsprechende Anlage in Oberostendorf. In Füssen sei das Gasaufkommen jedoch so gering, dass selbst die Fackel und der dazugehörige Turm nur auf absehbare Zeit den 'Monte Müll' zieren werden. 'Daher wurde die Entgasungsstation nicht gekauft, sondern gemietet', erläutert Rosenthal. Bis zur Abmontage schlägt die Station mit jährlich rund 80000 Euro zu Buche. Bei diesem Posten sind auch die Kosten für die Sickerwasserentsorgung dabei, für die im kommenden Jahr eine neue Druckleitung gebaut werden soll. Schon jetzt lädt Rosenthal Interessierte zu einem Abstecher auf den früheren Müllberg ein. 'Fußgängern ist es durchaus gestattet, den Deponieberg zu besteigen und die Aussicht zu genießen', meint Rosenthal. Nur die Wege rund um die Magerrasenflächen mit Wildkräuteranteil sollte man in Hinblick auf mögliche Erosion nicht verlassen.

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