Scheffau: Ein umtriebiger Mann der Tat

26. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
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85. Geburtstag - Erich Gradek will sich auch weiterhin für die pflanzenkundliche Schausammlung in Weiler einsetzen

Sein Freund Professor Harry Pross hat Erich Gradek einen Sonntagsspruch gewidmet: "Immer beschäftigt sein und nicht an der Eile leiden. Das ist ein Stück Himmel auf Erden." Der Scheffauer hat ihn für sich abgewandelt: "Mein Stück Himmel war klein, ich hatte nie Zeit und ich leide unter der Eile", sagt er über sich. Der umtriebige Mann der Tat feierte am Wochenende seinen 85. Geburtstag.

Im vergangenen Jahr sah es so aus, als sollte eine Krankheit Erich Gradek zur Ruhe zwingen. Dank guter Behandlung im Krankenhaus Bad Mergentheim und häuslicher Pflege durch seine Frau Claude erfreut er sich heute wieder guter Gesundheit.

Fast symptomatisch für einen Mann wie Erich Gradek. Unbeugsam, geradeheraus, und durchaus auch einmal unbequem - so kennen ihn die Westallgäuer.

In Weiler geboren und mit klarem Hausbachwasser getauft, hat er 1940 bei der AOK als Lehrling angefangen. Der Beginn einer Karriere, die ihn bis zum Geschäftsführer der AOK Lindau führte. Beharrlichkeit, langer Atem und Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Gedanken zeichneten ihn auch im Berufsleben aus. "Wenn ich von einer Idee überzeugt bin, dann setze ich mich dafür ein und boxe sie auch durch", beschreibt er seine Einstellung selber.

So ist die Einführung der kostenlosen Krebsvorsorge auf ein Modell zurückzuführen, das die AOK in Lindau zuvor praktiziert hatte. Lindau war auch die Modellkasse für die Einführung der elektronischen Datenverarbeitung. Eine der klein-sten Krankenkassen wurde so Vorbild für alle anderen in Deutschland.

Sachverstand gefragt

Gradeks Sachverstand war auch nach seiner Pensionierung gefragt. Bis Ende 2008 hat er im Management einer psychotherapeutischen Klinik in Dahn (Rheinland-Pfalz) mitgearbeitet. "Der Ruhestand beginnt erst jetzt", beschreibt er sein berufliches Engagement.

Der Scheffauer hat es nie bei beruflichem Einsatz bewenden lassen. Erich Gradek ist seiner Heimat verbunden. Deshalb setzt er sich für sie ein. Die mit dem Staatspreis ausgezeichnete Scheffauer Dorferneuerung, die Partnerschaft Scheideggs mit Le Beausset - sie tragen auch seine Handschrift, die Scheffauer Chronik ("Bilder und Geschichten vom Dorf und seinen Leuten") stammt aus seiner Feder.

Gradek - begeisterter Skifahrer - hat nach dem Krieg den Sportkreis mitbegründet und war zehn Jahre Vorsitzender, er war Chef von Fußballverein und Skiclub in Weiler und Sportwart im Bezirk. Und ein Amt hat er nach wie vor inne: Gradek ist Vorsitzender der Pflanzenkundlichen Schausammlung in Weiler. "Diese Arbeit hat mir immer sehr viel Freude gemacht", betont er. Und so setzt er sich für die Sammlung heuer im 20.Jahr ein.