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Artikel: Ein Übeltäter entpuppt sich

10. November 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Moorgaukler Ein Theaterstück bringt Kindern die Natur näher

Marktoberdorf/Ostallgäu | vit | Nebelschwaden wabern zwischen den Wasserlöchern, ein Hund heult, ein Schrei, ein Schuss - wenig später ermittelt Scotland Yard. Szenen dieser Art sieht man immer wieder in den Kriminalverfilmungen von Edgar Wallace. Dem Moor wohnt etwas Düsters, Unheimliches inne. Dadurch wird es zum idealen Schauplatz für Thriller. Einem Übeltäter im Moor spüren auch die "Moorgaukler" nach. So heißt ein neues Theaterstück der Marktoberdorferin Monika Schubert.

"Ein natürlicher Krimi", so lautet der Untertitel des Dramas in einem "heimatlichen Mikrokosmos", das - gespickt mit Humor - Kinder an eine typische Allgäuer Landschaft heranführen soll. Denn entstanden sind die Moorgaukler im Auftrag des Landschaftspflegeverbandes Ostallgäu, der das Bewusstsein für die Natur bei Schülern stärken will.

Im Mittelpunkt der Moorgaukler steht ein Großvater, der immer wieder mit seinem Enkelkind ins Moor geht. In einer anderen Handlungsebene sind dort Ameisen und Schmetterlinge auf der Bühne - und auf dieser Ebene sind Drogen, Betrug und Schmarotzerei an der Tagesordnung.

Denn so schön der flatternde Ameisenbläuling auch ist: Aus dem Ei gekrochen lässt sich "Räupli" von den Ameisen in ihr Nest tragen und macht sie mit dem Sekret Raupovin gefügig und abhängig. Räupli wird zum Übeltäter. Doch er verpuppt sich und verwandelt sich. Im Frühjahr feiern wunderschöne Schmetterlinge Hochzeit.

Leichtigkeit des Seins

Schubert nahm den Auftrag des Landschaftspflegeverbandes gern an. Denn das Moor verbindet die Chefin der Theaterschule Mobilé mit ihrer eigenen Kindheit: Ihre Mutter Wanda Schubert-Helfferich nahm sie regelmäßig mit ins Moor, wo die Schwestern spielten, während die Mutter malte. Als Naturliebhaberin arbeitete sie sich in Fachliteratur über Schmetterlinge ein.

Mit Experten lernte sie das Moor und seine seltsamen Tiere wie die Krabbenspinne neu kennen und war von dem Lebensraum fasziniert, in dem ihr Schauspiel zwischen der Leichtigkeit des Schmetterlings-Daseins und der Verschlagenheit der Raupe angesiedelt ist.

Mit 16 Schauspielern zwischen 7 und 12 Jahren bringt sie das Stück auf die Bühne. Und die jungen Darsteller, so berichtet sie von den Proben, seien "total begeistert" gewesen. Manche Probe hatte zwar den Charakter einer Biologiestunde, aber die Kinder freuten sich, solch ein Thema auf die Bühne zu bringen. Ein Mädchen meinte sogar: "Vielleicht kann ich ja etwas durch das Theater bewirken.

" Dieses Anliegen steckt auch für den Landschaftspflegeverband und das landesweite Projekt "Bayerns Ureinwohner" dahinter, der Aufführungen des Stücks an mehreren Ostallgäuer Schulen organisiert. Doch im Theaterstück, so Schubert, verzichte man beim Bewusstseinswandel auf den erhobenen Zeigefinger. "Wir wollen einfach neugierig machen auf das Moor." Denn eines merkte Schubert bei den Recherchen: Das eigensinnige, facettenreiche Leben der Falter hat viel mit dem Leben und den Verwandlungen der Menschen zu tun.