Eine weitgehend abgedunkelte Lindenberger Stadtpfarrkirche bildet den Rahmen. Kalt ist es. Die Zuschauer haben sich mit dicken Jacken und Decken gerüstet. Und sie erwarten Wärme von innen. Für sie ist Enrico de Paruta zuständig. Er tourt seit vielen Jahren mit der Weihnachtsgeschichte von Ludwig Thoma durch Bayern und macht erstmals in der Bergstadt Station.
Gebannt
Bekannt geworden ist de Paruta als Moderator des Bayerischen Rundfunks. Seine Interpretation der Thomaschen "Heiligen Nacht" hat ihn zum Insider-Tipp gemacht. Vielerorts füllte er damit schon Hallen und Kirchen. In Lindenberg gelingt ihm dies an diesem Abend nicht. 150 Zuschauer sind gekommen. Aber sie sind von der ersten Minute gebannt dabei.
Nur kurz erläutert der 56-jährige de Paruta die Entstehungsgeschichte der Erzählung vor knapp 100 Jahren und den besonderen Dialekt, in der sie verfasst wurde. Oberbayerisch mit speziellem Lenggrieser Einschlag prägt den Abend. Aber auch alpenländische Musik.
Perry Schack an der Konzertgitarre und Stefanie Polifka an der Tiroler Harfe begleiten die perfekt inszenierte Erzählung. Die Akteure strahlen jene Ruhe aus, die wohl die meisten Zuschauer gesucht haben inmitten des hektischen vorweihnachtlichen Treibens. So tritt auch Tenor Benjamin Grund ganz langsam in den erhellten Bereich und singt sein "Ave Maria".
Beifall im Stehen
Applaus gibt es an dieser Stelle nicht, das Publikum hält sich (noch) zurück. Nur bei einem von de Paruta gekonnt vorgetragenen Dialog eines alten Ehepaars geht ein Schmunzeln durch die Reihen. Knapp anderthalb Stunden lang ist die Stadtpfarrkirche eine Insel der Ruhe. Das ändert sich kurz nach dem wohl unvermeidlichen "Stille Nacht", das der erst 14-jährige Kindersopran Markus Bochmann singt.
Da erheben sich die ersten Zuschauer beim Applaus.
Beim Hinausgehen sind die Stimmen der Besucher eindeutig: "Das war ein Stück heile Welt" ist zu hören und "Schade, dass nicht mehr gekommen sind".