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Ein Staatsmann, der seiner Vision treu bleibt

Immenstadt

Ein Staatsmann, der seiner Vision treu bleibt

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    28 Jahre lang war der südafrikanische Apartheidsgegner Nelson Mandela inhaftiert, bevor er im April 1994 zum ersten schwarzen Präsidenten der Republik Südafrika gewählt wurde. In dem Stück "Die Nelson-Mandela-Story. Endlich frei" wird das Leben des Politikers nachgezeichnet, die Theatergastspiele Kempf präsentieren das "Schauspiel mit Musik" auf Einladung der Kulturgemeinschaft Oberallgäu im Immenstädter Hofgarten. Die Hauptrolle spielt der Deutsch-Amerikaner Ron Williams (67). Mit ihm unterhielt sich Veronika Krull vor der Aufführung über die Kunst, einen charismatischen Menschen glaubhaft zu porträtieren.

    Wie schwierig ist es, einen noch lebenden Menschen auf der Bühne zu verkörpern? Und wie schwierig war es für Sie, Nelson Mandela und seine Weltsicht darzustellen?

    Ron Williams: Es ist immer schwierig, einen Menschen für zwei Stunden lebendig und glaubwürdig zu vermitteln. Sicherlich ist es schwieriger, wenn jemand - so wie Präsident Obama - ständig in den Medien präsent ist. Auf so eine Rolle muss man sich vorbereiten und viel recherchieren: Ich habe viel über Nelson Mandela gelesen und mir viele Videos angeschaut. Nun sehe ich ja überhaupt nicht aus wie Nelson Mandela.

    Aber das ist ja der Zauber des Theaters, dass man trotz der physiologischen und physiognomischen Unterschiede die Leute begeistern kann, so wie es auf der ersten Tournee der Fall war. Eine weitere Entfremdung entsteht sicherlich durch die Sprache. Mandela hat ja einen ganz eigenen Akzent, den kann man im Deutschen nicht rüberbringen. Aber ich will schließlich keine Kopie des Menschen liefern.

    Sie haben bereits die Figur des Martin Luther King gespielt. Worin unterscheiden sich die beiden charismatischen Politiker?

    Ron Williams: King ist mein Idol, mein Vorbild seit Ewigkeiten. Hinzu kommt, das mein Großvater und Urgroßvater Baptistenprediger waren, und ich wollte es auch werden. Schwarze Pastoren, die ihrer Berufung folgen, müssen Geschichtenerzähler sein, die Leute packen und auf eine Reise mitnehmen können. King konnte das auch. Da ich aus dem gleichen Kulturkreis wie King stamme, konnte ich mich gut in King hineinfühlen. Als Afroamerikaner habe ich ja meine eigenen Probleme mit dem Rassismus gehabt, wenn man mich als "Nigger" beschimpft oder mir gedroht hat. Beide Männer sind sich gleich in ihren Aktionen, ohne Gewalt etwas zu erreichen, beide blieben ihrer Vision treu: Sie sind aus demselben Holz geschnitzt. Mit Gandhi sind sie für mich die größten Staatsmänner auf diesem Planeten.

    Wird die Darstellung der dramatischen Lebensgeschichte Mandelas auch auf der Bühne ein Drama sein? Wie politisch ist die Inszenierung?

    Ron Williams: Das Geschehen ist schon dramatisch, auch durch die Musik. Zudem ist der Darsteller des Bischofs Tutu in Soweto geboren, er hat den Aufstand dort miterlebt, er ist ein echter Zeitzeuge. Auf der anderen Seite ist das Stück auch eine große Liebesgeschichte, in der Winnie eine große Rolle spielt. Diese Sehnsucht, wieder mit ihr zusam-men zu sein, hat Mandela während seiner langen Haft am Leben gehalten. Seine Frau war auch politisch wichtig für ihn.

    Das Stück ist auch sehr politisch, wenn man sich die Auseinandersetzungen Mandelas mit seinem Gefängniswärter, mit Winnie und mit dem Präsidenten de Klerk ansieht.

    Was erwartet den Besucher beim Schauspiel mit Musik? Mehr Text als Musik?

    Ron Williams: Ja, mehr Text als Musik. Die Songs sind jeweils etwa anderthalb Minuten lang, sie sollen emotional das gesprochene Wort untermauern. Der Trommler spielt afrikanische Rhythmen, um ein südafrikanisches Gefühl, eine authentische Atmosphäre in das Stück zu bringen - trotz der deutschen Sprache.

    "Die Nelson-Mandela-Story. Endlich frei" wird am Sonntag, 20. September, um 20 Uhr im Hofgarten in Immenstadt aufgeführt. Karten: Gästeamt Immenstadt, Telefon 08323/914-176.

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