Bürgermeistertreff Initiative soll Zukunft der Hauptschulen sichern">

Artikel: Ein Schulkonzept, das auf den Ort zugeschnitten ist

1. August 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Bürgermeistertreff Initiative soll Zukunft der Hauptschulen sichern

Von Barbara Hell |Oberallgäu"Es war ein Spießrutenlauf in unserem kleinen Dorf", schilderte Viktoria Hauser vom Elternforum Allgäu drastisch die Folgen ihres Entschlusses, die Tochter auf der Hauptschule zu lassen. Einig waren sich Elternforum, Schulräte, Landrat und Bürgermeister bei der jüngsten Versammlung der Oberallgäuer Rathauschefs in Rettenberg: Das Image der Hauptschulen muss aufpoliert werden. Nicht nur durch intensive Informationen für die Eltern und Werbung, sondern auch durch qualitative Verbesserungen.

Um dieses Ziel zu erreichen, sollen die Hauptschulen im Landkreis gestärkt werden. Unter dem Begriff "Bildungsoffensive Oberallgäu" wollen die Gemeinden in Zusammenarbeit mit den Schulen individuelle Konzepte erarbeiten, die auf die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten zugeschnitten sind. Konkret könnte dies zum Beispiel bedeuten, dass Gemeindesozialarbeit und Schule zusammenwirken, dass kreative Ressourcen vor Ort gebündelt werden, dass die Schulen flexiblere Gestaltungsmöglichkeiten bekommen.

In einem waren sich die Oberallgäuer Rathauschefs einig: Den Eltern müsse bewusst gemacht werden, dass ihre Kinder auch an den Hauptschulen die Möglichkeit haben, den mittleren Bildungsabschluss zu bekommen.

Immenstadts Zweiter Bürgermeister Thomas Wurmbäck fasste die Situation so zusammen: "Die Hauptschule auf dem Land kann nur überleben, wenn der mittlere Bildungsabschluss möglich ist."

Wie ein regionales Schulkonzept aussehen kann, verdeutlichte Schulrat Hans Fasser am Beispiel der württembergischen 3500-Einwohner-Gemeinde Amtzell bei Ravensburg. Dort sei die Zahl der Schüler von 118 im Jahr 1990 auf 217 im Jahr 2002 gestiegen: "Viele bleiben an der Schule im Ort, weil sie sich dort so wohlfühlen." Ganztagsbetreuung schon vor 19 Jahren, Zusammenwirken von Gemeinde und Schule, Steuerungsteams und flexible Sozialarbeit nannte Fasser als einige der Gründe für den Erfolg. Zudem habe das differenzierte Unterrichtsangebot zur Folge, dass erst nach der achten Klasse die Entscheidung über Hauptschulabschluss oder mittlere Reife fällt.

"Wir müssen nur Ideen, Herzen und Geldbeutel öffnen", appellierte Herbert Seger (Durach). Soziale Vernetzung sei machbar, dazu müsse nicht das Schulsystem geändert werden. Dass in Amtzell der Schulleiter mit vom Sachaufwandsträger ausgewählt werde, hielt Anton Klotz (Haldenwang) für einen ernsthaft zu prüfenden Weg.

Wie Karin Hausmann vom Elternforum Allgäu erläuterte, sollen nun in den Gemeinden individuelle Konzepte erarbeitet werden. Unter anderem sei es notwendig, die Geburtenraten und zu erwartenden Schülerzahlen, die langfristige Entwicklung der Kommune und die Nachbarschaftsschulen zu berücksichtigen. Sehr wichtig sei die Möglichkeit, ortsansässige Betriebe für eine frühzeitige berufliche Orientierung der Schüler einzubinden. Diese Phase soll bis Ende November abgeschlossen sein.

"Ende des Einzelkampfs"

Danach werde es um den personellen, räumlichen und finanziellen Bedarf gehen, bevor die "Bildungsoffensive Oberallgäu" ihre Ergebnisse beim Kultusministerium vorlegen will. "Wir brauchen ein Ende des Einzelkampfs der Hauptschulen und eine enge Zusammenarbeit und Vernetzung", betonte Landrat Gebhard Kaiser.