Vier Jungunternehmer bringen in Diskos und Kulturzentren Farbe an die Wände. Von Christine Rothauscher Kempten Wenn das kein Stoff ist, aus dem Karriere-Träume sind: Da lernen sich vier junge Männer bei ihrem Hobby, dem Graffiti-Sprayen kennen und gründen eine Firma. Doch das ist noch nicht alles. Ganz nebenbei entdecken die zwei Schüler und zwei Lehrlinge, dass es in der Sprayer-Szene eine Marktlücke gibt: Skizzenbücher, die jetzt zum zweiten Standbein ihres Unternehmens wurden.
Oft beginnen Jungunternehmer ihre Berufskarriere in kleinen Räumen und enden in riesigen Büropalästen. So gesehen haben die vier Kemptener Hannes Hellmann, Simon Kaspareth, Martin Borst und Thomas Albrecht den Startplatz für ihre berufliche Zukunft gut gewählt. In der früheren Kotterner Textilfabrik mieteten sie einen 15 Quadratmeter großen Hinterhof-Raum und statteten ihn mit 'Wertstoffhof'-Mobilar aus. 'Doch das ist unwesentlich', winkt Martin Borst (mit 19 Jahren der jüngste im Quartett) ab. Viel wichtiger seien Fon-, Fax und Internet-Anschluss gewesen.
Unter dem Namen '33Degrees' sind die vier jungen Leute inzwischen auch im Gewerberegister zu finden. Obwohl das Unternehmen noch nicht einmal das einjährige Gründungs-Jubiläum feiern konnte, weist das Auftragsbuch beachtliche Eintragungen vor: So arbeiteten die Kemptener Sprayer in Düsseldorf, Oberstdorf und Zürich, um mit ihren Graffiti-Bildern Diskos, Gaststätten, Jugendtreffs und Kultur-Zentren auszustatten. Auch die Kemptener Kulturwerkstatt sowie der Zufahrts-Tunnel zum Bahnhof zeigt die großflächigen Bilder des 'Degrees'-Teams. Zwei Dinge gibt es, die sind bei den Jungunternehmern bis heute Mangelware: Zeit und Geld.
Das ist leicht zu verstehen, wenn man weiß, das Thomas Albrecht (19) bis vor kurzem an der Fachoberschule an seinem Abschluss arbeitete, Martin Borst sich am Hildegardis-Gymnasium für sein Abitur vorbereitet und Hannes Hellmann (19) sowie Simon Kaspareth (24) eine Buchbinder-Ausbildung absolvieren. So gehören der Rest des Alltags und die Wochenenden der Firma. Aber lohnt sich das? Achselzucken ist die Antwort, womit die zweite Mangelware, das Geld, zur Sprache kommt. 'Wenn man bedenkt, dass wir von der Idee bis zum letzten Farbtupfer unsere Arbeiten selber ausführen, steht die Bezahlung meist in einem mageren Verhältnis dazu', gibt Johannes Hellmann zu.
Und wenn sich der zusätzliche Vertrieb der Sprayer-Skizzenblocks auch 'gut angelassen' habe, so hoffen die vier trotzdem auf Großabnehmer. Egal, wie es mit ihrer Firma weitergeht einig sind sich die Jungunternehmer, dass die Sache ein guter Probelauf für ihre spätere Berufskarriere sei. i Am Samstag, 1. Juli, sind die '33Degrees' bei einem Workshop des Jugendhauses dabei. (Beginn: 10 Uhr).