"Die Fasnet ist eine Ausnahmezeit, aber wir sind nicht außer Rand und Band", sagt Michael Schneider. "Wir wollen Spaß haben und die Leute unterhalten. Aber wir wissen immer, was wir tun." Der 28-Jährige ist Vorsitzender der Lumpenkapelle Pressluft Niederwangen.
Die Lumpenkapelle wurde 1993 aus den Musikvereinen Eisenharz und Niederwangen gegründet. Niederwangen ist heute als Namensgeber das "Mutterhaus", es sind aber auch Musikanten aus den Musikvereinen und -kapellen Heimenkirch, Maria-Thann, Wohmbrechts, Achberg, Schwarzenbach und Roggenzell dazugekommen - ein bunt gemischter Haufen also, eine Lumpenkapelle eben.
Die Idee zur Gründung hatte Roland Hasel vom Musikverein Niederwangen. Der Verein veranstaltet jedes Jahr einen großen Kehraus. Dafür stellte Hasel einmal einen lockeren Trupp zusammen, um ganz unkonventionell zu spielen. Das hat allen so viel Spaß gemacht, dass ein eigener Verein daraus entstand.
Nur für die närrische Zeit
Heute wird Pressluft regelmäßig auf Fasnetbälle, Umzüge, Feste und Partys eingeladen. Auf 40 Auftritte pro fünfte Jahreszeit bringen sie es im Schnitt. Natürlich spielt jedes Mitglied trotzdem weiter in seinem Musikverein. Nur für die närrische Zeit formieren sie sich.
Los geht es alljährlich mit einem Hüttenwochenende im Herbst. Es folgen rund fünf gemeinsame Proben, in denen das Repertoire - das von den Beatles über Bob Marley bis hin zu den Toten Hosen reicht - aufgefrischt und erweitert wird, und schon geht es auf die Piste. "Wir machen aus jedem Stück natürlich einen schnellen lauten Fetzen", erklärt Schneider.
Mit viel Rhythmus
Krachend laut, mit viel Rhythmus und wenns sein muss auch schrägen Tönen, marschieren sie auf Partys ein, machen Stimmung und verschwinden wieder. Die 50 Pressluftmitglieder sind zwischen 18 und 42 Jahren alt. "Wir sind ein organisierter, chaotischer Haufen", meint Schneider, der die Trompete spielt.
Kontakte geknüpft
Und was haben sie neben dem Spaß davon, in einer Lumpenkapelle zu spielen? "Menschlich profitieren wir sehr davon. Wir haben Kontakte zu allen Musikkapellen in der Region geknüpft und viele Bekannte und Freunde gefunden, wie beispielsweise die Narrenzunft Scheidegg. Mit ihr sind wir richtig gut befreundet und sie nehmen uns oft auf Freinächte oder Umzüge mit. Musikalisch leiden wir eher darunter. Bei den Proben im Musikverein müssen wir uns danach ganz schön disziplinieren", verrät Schneider und grinst dabei.
Nach dem letzten Auftritt beim Kehraus trennen sich die Wege der Lumpen wieder. Im Sommer gibt es ein Grillfest und ansonsten finden sie zusammen, wenn jemand aus dem Pressluftkreis heiratet oder einen runden Geburtstag feiert.
"Wir sind flexibel"
"Wir haben schon auf zwei Hochzeiten gespielt und sogar die Kirche feierlich mitgestaltet. Das können wir auch, wir sind da flexibel", erklärt Schneider.