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Ein Orchester aus einem Instrument

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Ein Orchester aus einem Instrument

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    Das Akkordeon-Ensemble des Musikhauses am Kronenberg feiert sein 30-Jähriges. Von Stefan Dosch Kaufbeuren Akkordeon ­ das klingt nach Musikantenstadel, Freddy Quinn und Hafenromantik, nach Schunkelrunde und Alleinunterhalter. 'Leider', seufzt André Gaisser, und man kann verstehen, dass der Musiklehrer alles andere als glücklich ist über die Ecke, in welches das Instrument so gerne hineingestellt wird. Gaisser gibt nämlich Unterricht auf dem Akkordeon, und deshalb weiß er, dass die Handharmonika bei weitem mehr verdient hat als nur den Einsatz in irgendeiner tümelnden Musik.

    Es gab eine Zeit, da stand das Akkordeon in höherem Ansehen als heutigentags, und diese Zeit war verbunden mit einem Namen: Hohner. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren, als es bei Bürgern durchaus zum guten Ton gehörte, Akkordeon zu spielen, galt der Instrumentenbauer im baden-württembergischen Trossingen weltweit als Edelschmiede für Harmonikas, der geschäftliche Erfolg brachte es sogar mit sich, dass in Trossingen ein eigenes Konservatorium für Akkordeonspieler entstand. An dieser Lehranstalt studierte einst auch Anja Gaisser-Pawlowski, die Mutter von André Gaisser.

    Ihrem Sohn vererbte sie jedoch nicht nur die Berufung fürs Akkordeon, sondern auch ein ganzes Orchester: Seit drei Jahren führt André Gaisser jenes Akkordeon-Ensemble, das seine Mutter vor 30 Jahren ins Leben rief. Gegründet wurde das Orchester, das sich aus einem einzigen Instrumententyp zusammensetzt, noch in Memmingen, wo Anja Gaisser-Pawlowski bereits eine Musikschule betrieb. Später führte sie es in Kaufbeuren weiter.

    Gekoppelt an die allgemeine Beliebtheit des Instruments, unterlag das Orchester in den drei Jahrzehnten seines Bestehens einigen Schwankungen. Es gab Zeiten, da zählte das Orchester an die hundert Musiker, es existierten einmal sogar drei Orchester in verschiedenen Alterstufen nebeneinander. Als private Musikschule, die sich im Besonderen dem Akkordeon verschrieben hat, sind die Gaissers bis heute eine Institution. Auch wenn das Interesse am Akkordeon zurückgegangen ist, zählen André Gaisser und das Musikhaus am Kronenberg immer noch rund 40 Lernwillige zu ihren Schülern.

    Schüler und Ehemalige

    Zum Jubiläum und nach drei Jahren Pause gibt es nun wieder ein Konzert mit dem Akkordeon-Orchester. Für André Gaisser bedeutet das die öffentliche Premiere als Leiter. Zugleich ist es das erste Mal, dass das Orchester ein abendfüllendes Programm bestreitet, denn bisher bildete die Akkordeon-Gruppe stets nur einen Teil der Konzerte des Musikhauses am Kronenberg. Um dem Anspruch, den Gaisser an sich und das Akkordeon stellt, gerecht zu werden, hat er im Orchester nicht nur gegenwärtige Schüler, sondern auch Ehemalige zusammengebunden, insgesamt 17 Musiker. Für das anstehende Konzert, für das monatelang geprobt wurde, sind volkstümliche Melodien verpönt. Geboten wird vielmehr Anspruchsvolles wie ein Satz aus Vivaldis 'Jahreszeiten' oder Astor Piazzolas 'Adios Nonino', aber auch Populäres wie 'Music' von John Miles.

    Trotz des dünn gewordenen Nachwuchses hat sich André Gaisser einiges vorgenommen mit dem Orchester. Wie schon zu Zeiten seiner Mutter soll das Ensemble wieder an Wettbewerben teilnehmen, zudem sind vermehrt Auftritte angedacht. Langfristig hegt Gaisser auch die Hoffnung, dass das Akkordeon, vielleicht durch verstärkten Einsatz in der Popmusik, wieder größeres Interesse bei Musikliebhabern findet.

    i Das Konzert des Akkordeon-Orchesters findet statt an diesem Samstag, 15. April, im Kaufbeurer Stadttheater. Beginn ist um 20 Uhr.

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