Von Peter Szarafinski Seeg Das in den 1920er Jahren erbaute einstige 'Weiherschlösschen' am Schwaltenweiher bei Seeg hat einen neuen Pächter. Daniel Lenzenhuber hat zum Jahreswechsel den Betrieb vom Eigentümer des Hotels, dem hessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg übernommen. Der Landkreis wollte nicht länger die chronisch defizitäre Anlage führen. Lenzenhuber ist zuversichtlich, die Wende zu schaffen. Er setzt auf eine enge Abstimmung mit dem angrenzenden Restaurant, das seine Familie seit mehr als 30 Jahren betreibt.
Dass ein Landkreis unter die Hoteliers geht, klingt für heutige Ohren ungewöhnlich, erklärt sich aber leicht aus der Historie. Als nach dem Krieg eine Urlaubsreise noch keine Selbstverständlichkeit, sondern ein besonderer Luxus war, den sich nicht jeder leisten konnte, wollte der hessische Kreis seinen Bürgern preiswerte Feriendomizile bieten. Das hübsche Schlösschen, das über dem Schwaltenweiher thront, ist nur einer von vier Urlaubsstandorten des Kreises.
Das kleine Schloss stand dabei ganz allein den Bürgern von Hersfeld-Rotenburg zur Verfügung. Über die Jahrzehnte setzte dieses fürsorgliche Konzept reichlich Staub an und überlebte sich selbst. In Zeiten von Last-Minute-Angeboten und Billigflügen schwand der Bedarf an kommunalem Sozialtourismus. Was blieb, waren die Kosten. Rund 1,5 Millionen Euro musste das Landratsamt eigenen Angaben zufolge Jahr für Jahr in den Betrieb seiner vier Freizeiteinrichtungen pumpen. Zeit für Veränderungen.
Der Landkreis hat die Anlagen nicht verkauft, verpachtete aber das Hotel am Schwaltenweiher sowie eine Freizeiteinrichtung auf der Ostseeinsel Fehmarn an private Betreiber. In Seeg kam Daniel Lenzenhuber zum Zug. Seine wichtigste Maßnahme war es, die Hotelanlage mit ihren 92 Betten für alle Gäste zu öffnen. Die Hessen kommen nach wie vor und sorgen für eine komfortable Grundauslastung von 42 Prozent. Außerdem wird das Hotel, das jetzt Seehotel Schwalten heißt, enger an das Restaurant der Familie angebunden werden. Dadurch muss die Hotelküche nur noch bei besonderen Anlässen aktiviert werden.
Zur Anlage gehören neben dem kleinen Schloss mit seinen 14 Zimmern auch Unterkünfte am Seeufer. Damit will Lenzenhuber eine Nische besetzen. Denn für größere, mehrtägige Veranstaltungen von Firmen oder Vereinen gebe es im Ostallgäu nur wenige Örtlichkeiten. Hier will sich der Diplom-Tourismusmanager als günstiger Anbieter profilieren. Und anders als der Landkreis schwarze Zahlen schreiben.