Interview Komponist Jacob de Haan (49) spricht über seine Erfolgsrezepte und Vorbilder">

Artikel: Ein Meister schöner Melodien

6. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Interview Komponist Jacob de Haan (49) spricht über seine Erfolgsrezepte und Vorbilder

Kempten/RotterdamEr gehört zu den populärsten Blasmusik-Komponisten weltweit: Jacob de Haan. Der 49-jährige Holländer, der in Rotterdam lebt und arbeitet, wird nun eine Auftragskomposition für die Euregio via salina schreiben. Klaus-Peter Mayr sprach mit dem Komponisten und Dirigenten bei seinem Besuch in Kempten.

Herr de Haan, Sie haben den Auftrag erhalten, ein Stück im Geiste von Gustav Holsts First Suite in Es zu komponieren. Was halten Sie davon?

De Haan: Das ist eine Ehre, weil gerade dieses Werk einen riesigen Einfluss hatte auf die Blasmusik weltweit. Holst ist eines meiner Vorbilder. Ich lasse mich gerne inspirieren von einem solch bedeutenden Werk. Allerdings werde ich sicherlich nicht das Klangbild von Holst kopieren.

Was gefällt Ihnen daran besonders?

De Haan: Diese besondere Verbindung von Gefühl und Ausdruck, verbunden mit einer wunderbaren Thematik. Holst verarbeitet das Hauptthema in vielfältiger Weise. Egal wie oft ich das Stück höre, es wird mir nie langweilig. Immer wieder höre ich Neues heraus.

Sie schreiben viel sakrale Musik, zuletzt die "Missa Katharina". Sind Sie ein religiöser Mensch?

De Haan: Ursprünglich komme ich aus einer protestantischen Familie, aber in musikalischer Hinsicht kommt die größte Inspiration jetzt aus der katholischen Musikkultur. Das Religiöse in meiner Musik hat auch seinen Ursprung in den Orgelstudien an der Musikakademie.

Viele Ihrer Werke haben sich auch bei uns im Allgäu zu Blasmusik-Hits entwickelt, etwa Ross Roy oder Oregon. Was spricht die Musiker und das Publikum in diesen beiden Stücken an?

De Haan: Ich denke die lyrische Thematik in Kombination mit einer bestimmten Ausdruckskraft - die gleichen Elemente, die auch Holst so populär machten. Die Melodien, die ich komponiere, sind universell und nicht typisch für Blasmusik. Sie könnten oft auch gesungen werden. Deshalb bleiben sie im Kopf hängen.

Gibt es ein Geheimrezept für das Komponieren eines erfolgreichen Stücks?

De Haan: Nein. Man kann es, oder man kann es nicht. Das ist wie in der Küche: Man kann ein Rezept kochen, aber damit ist man nicht sofort ein Chefkoch.

Holländische Komponisten haben in den vergangenen 25 Jahren ungeheuren Erfolg gehabt. Warum faszinieren Sie Musiker und Zuhörer weltweit?

De Haan: Weil die Musik nicht typisch holländisch ist, sondern universell.

An welchem Stück hatten Sie selbst am meisten Freude beim Komponieren?

De Haan: "The Book of Urizen", ein Höchststufen-Werk für Sinfonisches Blasorchester, Sopran und Sprecher. Ich konnte darin meine Seele am besten in Musik übersetzen.

Welche Komponisten beeindrucken Sie besonders?

De Haan: Meine größten Helden sind Wagner, Bach, Mozart und die italienischen Opernkomponisten wie Puccini und Verdi. Daneben lasse ich mich inspirieren von großen Filmkomponisten (Ennio Morricone) und Musicalkomponisten (Lloyd Webber).

Blasmusikalisch wurde ich stark von Henk van Lijnschoten beeinflusst, besonders wenn er als Ted Huggens komponierte.