Kempten (rot).'Solange die Herzen schlagen und die Gefühle tragen, solange bleiben wir zusammen'. Mit diesem Liebesgedicht, einem Strauß Rosen samt einem Glas Sekt ließ Georg Rathgeber (89) seine Ehefrau Elisabeth (86) am 65. Hochzeitstag hoch leben. Dieses seltene Fest der eisernen Hochzeit feierte das Kemptener Ehepaar gestern im Kreise der Familie. Ein junger Mann, um die 19 Jahre alt, lernt in Deggendorf/Niederbayern ein 16-jähriges temperamentvolles Mädchen kennen, Doch bald schon trennen sich die Wege der beiden wieder. Erst nach einigen Jahren Militärzeit kommt der junge Mann - Georg Rathgeber heißt er - als Leutnant nach Straubing, trifft seine Jugendfreundin wieder und verlobt sich mit ihr. Doch das ist erst der Anfang eines langen, gemeinsamen Lebensweges. Denn am 14. November 1940 fährt der verliebte Leutnant mit seinem 'Lieserl' in der Hochzeitkutsche zum Traualtar. 'Die Herbstsonne hat vom weißblau-bayerischen Himmel mit uns um die Wette gestrahlt', erinnert sich der in München geborene Ehemann noch wie heute und sein 'Lieserl' weiß noch ganz genau, dass sie 'bis über die Ohren in diesen Mann verliebt war, der mit fast 1,90 Meter alle anderen überragt hat'. Nach einer Woche Hochzeitsurlaub musste Leutnant Georg Rathgeber wieder zu seiner Einheit in Frankreich zurückkehren und stand nach Kriegsende zunächst arbeitslos da. Einen neuen Broterwerb fand der junge Ehemann schließlich als Berichterstatter beim 'Deggendorfer Donauboten'. 'Es war ein unstetes aber spannendes Arbeitsleben', erinnert er sich.
Von einem Standort zum anderen Ab Mitte der 50er-Jahre ging der altgediente Offizier zur neugegründeten Bundeswehr, und wenn er in den ersten Jahren 'auch Dutzende mal von einem Standort zum anderen versetzt wurde', wie seine Ehefrau Elisabeth noch weiß, die ganze Familie sei 'mehr als froh' gewesen, einen zufriedenen Ehemann und Vater und gesicherte Lebensverhältnisse zu haben. Der Ehe von Elisabeth u nd Georg Rathgeber entstammen vier Kinder (zwei sind verstorben). Im Jahre 1960 zog die Familie nach Kempten, wo der Ehemann als Oberstleutnant und Standortältester bis zu seiner Pensionierung viele Jahre als Kommandeur des Verteidigungs-Kreiskommandos tätig war, bis er im Jahre 1972 in Ruhestand ging. Seither verbringen die Eheleute ihren Lebensabend in ihrem Haus am Brunnellenweg und sind nicht nur körperlich und geistig bei guter Gesundheit. Bayerischer Witz gepaart mit jungebliebenem Temperament zeigte sich, als die beiden im Kreise der Familie, Nachbarn und Freunde alte und neue Zeiten aufleben ließen. Was sich das Gnadenhochzeitspaar für die Zukunft wünscht ? 'Dass wir in unserer Seilschaft der Herzen noch viele Jahre geborgen sind'.