Wer bei Osterzell durch die Fluren streift, entdeckt Überbleibsel aus der Zeit der Kelten oder Römer - wie die Welberschanze oder Reste einer Ziegelei. Mitten im dunklen Sachsenrieder Forst finden sich zudem die alte Bahntrasse von Kaufbeuren nach Schongau - oder aber eine Zisterne mit einer langen Tradition: Im Wald zwischen Stocken und Sachsenried wurden vor rund 50 Jahren nämlich ein Bauwerk und Hinweistafeln an der Stelle aufgestellt, an der über Jahrhunderte der Osterzeller Weiler Habratshofen lag. Diesen gibt es heute nicht mehr.
Damals ließ der örtliche Baumeister Alois Ried "zur Erinnerung an die Siedlung über der Zisterne ein Brunnenkreuz errichten", ist in der Chronik der Gemeinde nachzulesen. 1126 wurde Habratshofen erstmals erwähnt, als ein gewisser Hadebrecht seinen Hof an das Kloster Raitenbuch überschreibt. Allerdings hätten bereits die Alemannen an der Stelle gehaust, berichtet der Historiker Anton Dürr. Der Weiler soll aus drei Anwesen bestanden haben, deren Anwohner Land- und Viehwirtschaft betrieben und die ihren Zehnten an das Kloster Rottenbuch abzuliefern hatten. Das Leben etwa 1,5 Kilometer östlich oberhalb von Ödwang war hart. Eine eigene Quelle gab es nämlich nicht, weshalb die Bewohner unter Wassermangel litten. Das kühle Nass mussten sie deshalb aus einer Quelle bei Ödwang über eine Waldstraße heraufholen - der Weg heißt noch heute "Wassersteige".
Im 19. Jahrhundert bestand der Weiler aus drei mit Schindeln bedeckten Häusern, in denen die Familien Fischer, Nett und Seelos mit Pferden, Kühen auf etwa 642 Tagwerk lebten. Zudem stand dort noch eine Kapelle. Doch 1845 gaben die Besitzer ihre Höfe trotz einer inzwischen gebauten Zisterne auf und zogen nach Schwabsoien. Ein Jahr später kaufte der bayerische Staat den Weiler auf, ließ die Höfe abreißen und den Platz aufforsten. Die Kapelle blieb bis 1910 stehen und diente Waldarbeitern als Unterschlupf bei schlechtem Wetter.
Bis nach der Gemeindereform gehörte das Gebiet zu Osterzell, danach wurde es im Rahmen einer Flurbereinigung Oberbayern zugeschlagen und ist nun ein Teil von Sachsenried, erklärt Altbürgermeister Josef Fleschutz. Erst vor rund 50 Jahren wurde das Brunnenkreuz über die Zisterne gebaut und eine Hinweistafel am nächsten Weg in Richtung Königsried gestellt.
Am Ort selbst findet sich eine zweite Tafel: "Hier stand bis zum Jahre 1845 über 700 Jahre der Weiler Habrats-hofen." Zudem sollen noch Reste des Fundamentes der Kapelle und alte Kellergruben vorhanden sein.
Fleschutz kann sich noch an Brunnenfeste der Landjugend Sachsenried beim ehemaligen Weiler erinnern. Heute verirren sich nur noch wenige Wanderer in dem dichten Forst dorthin. Immerhin führte eine Exkursion den Bidinger Gemeinderat an den Ort, als er 2004 das Grenzgebiet der Kommune erforschte.