Marktoberdorfl sg/af lAuf romanischen Grundmauern erhebt sich in Marktoberdorf die barocke Stadtpfarrkirche St. Martin. Fast ausschließlich Allgäuer Künstler errichteten diesen Bau, der 270 Jahre nach seiner ersten Weihe 1738 nun für 2,7 Millionen Euro generalsaniert und jüngst von Bischof Dr. Walter Mixa erneut geweiht wurde. Wie Dr. Cordula Böhm als Autorin des neu erschienenen Kirchenführers schreibt, gehört St. Martin in Marktoberdorf "zu den schönsten Kirchen im Allgäu". Im Zusammenwirken von Architektur, Malerei und Plastik sei ein Gesamtkunstwerk gelungen, das dem Wesen des süddeutschen Rokoko entspreche.
Die Sanierung des Wahrzeichens der Ostallgäuer Kreisstadt begann im Außenbereich. Da musste zunächst das Mauerwerk hergerichtet werden, das durch defekte Regenleitungen erheblichen Schaden genommen hatte. Anschließend wurde die Kirche bis zur Turmspitze eingerüstet und umfassend in den Zustand versetzt, wie sie sich 1738 zur Weihe nach ihrem Umbau dem Volk gezeigt hatte.
Als St. Martin von außen wieder strahlte und das restaurierte Kreuz weithin golden leuchtete, begann die Komplettsanierung des Innenraums - und barg auch dort etliche Überraschungen. Es gab fast nichts, was nicht saniert werden musste. Altäre, Fresken, Empore mit Orgel, Kreuz, Gemälde - alles beeindruckt nun wieder.
Neues Licht sorgt für eine natürliche Atmosphäre, eine neue Heizung für körperliches Wohlbefinden und eine neue Tonanlage dafür, dass des Pfarrers Predigt auch in der letzten Reihe gut verstanden wird.
Ein moderner Volksaltar - wie in einem Gefäß ruhen darin Reliquien des heiligen Martin von Tours, der heiligen Christina von Bolsena und des heiligen Wolfgang von Regensburg - mit Ambo und Osterleuchter passt sich in das barocke Ambiente tadellos ein. Geschaffen wurde er im Zuge der Aufmöbelung der Kirche aus Juramarmor von dem Unterallgäuer Künstler Joachim Kraus.

Gruselnacht vs. 95 Thesen
Verdrängt Halloween den Reformationstag? - Interview mit evangelischer Pfarrerin
Das finanzielle Engagement der Bürger ließ die Kirche entstehen
Nur durch intensive Zusammenarbeit zwischen Pfarrei, Bistum, Landesamt für Denkmalpflege und anderen Beteiligten sei dieses vier Jahre dauernde Projekt so reibungslos verlaufen, sagt der ausführende Architekt Christian Eger. Dass Kirchenpfleger Josef Hönle am Ende davon sprach, über Jahre einen kostenneutralen Fulltime-Job gehabt zu haben, nimmt beim Umfang der Sanierung nicht Wunder. Beachtlich war auch das Spendenaufkommen mit 500000 Euro.
Bereits in ihrer Entstehungszeit im 18. Jahrhundert war es das finanzielle Engagement vieler Bürger und nicht etwa eines Fürstbischofs, das die Kirche entstehen ließ. Allerdings hinterließ der letzte Fürstbischof Clemens Wenzeslaus, der das neben der Kirche erbaute Schloss insbesondere in seinen letzten Lebensjahren bis 1812 als Sommerresidenz nutzte und der sich auch in Marktoberdorf begraben ließ, wertvolle Messgewänder.
Das Marktoberdorfer Gotteshaus ist eine Martinskirche und eine Kreuzkirche zugleich. So bildet das Kreuz des Hochaltars, hinterlegt mit einem Gemälde des Oberdorfer Hofmalers Johann Eberle, die geistige Mitte des Raums. Es steht auch im Mittelpunkt der Darstellungen im Deckenfresko.