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Artikel: Ein interkultureller Auftrag

24. September 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Ausstellung Kaufbeurer Gymnasiasten beschäftigen sich ein Jahr lang mit dem Thema Migration

Kaufbeuren | sim | Rund 30 Schüler der Klassen sechs bis elf des Jakob-Brucker-Gymnasiums beschäftigten sich ein Jahr lang mit Kaufbeurer Bürgern aus der Vergangenheit und Gegenwart, die einst in die Stadt gezogen sind. Das Projekt fand im Rahmen des Bundesprogramms "Jugend für Vielfalt - Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie" statt. Die gesammelten Ergebnisse sind noch bis zum 9. Oktober in der Aula der Schule zu betrachten.

In Kaufbeuren leben derzeit Menschen aus 92 Nationen friedlich zusammen. Eine Zahl, die nicht viele Bürger kennen. Auch Gabriele Gippner, Ethiklehrerin am Jakob-Brucker-Gymnasium, dachte nicht, dass es viele Schüler mit Migrationshintergrund an ihrer Schule gäbe - bis sie im Unterricht einen Aufsatz über das Thema "Heimat" aufgab. "Viele Kinder haben einen deutschen Namen, kommen aber etwa aus Russland oder Spanien."

So kam Gippner auf die Idee, ein Schulprojekt mit dem Thema "Migration und Interkulturalität" zu starten. Die Projektleitung hat Schülersprecher Martin Valdés-Stauber übernommen, der selbst einen spanischen Migrationshintergrund hat. "Ziel des Projekts war es, die Geschichte der Migration in Kaufbeuren zu erforschen und sie als eine Konstante der Stadt- und Schulgeschichte zu erkennen.

Denn das ist sie schließlich auch."

Museumsbesuche und Lesungen

Der Prozess beinhaltete interkulturelle Arbeitsgruppen, Museumsbesuche, Lesungen und Gespräche mit Zeitzeugen. Für die Fakten wurden die Stadtarchive durchstöbert und am Ende stand eine Ausstellung mit Bild- und Texttafeln sowie Hörbeispielen, welche die Kaufbeurer Migrationsgeschichte der vergangenen Jahre widerspiegelt.

Um die Arbeit etwas übersichtlicher zu gestalten, wurden verschiedene Projektgruppen gebildet. Leiterin einer solchen Gruppe war die 16-jährige Isabelle Zarnitz. "Ich bin wirklich überrascht, was Schüler alles leisten können. Man arbeitet mit Leuten zusammen, die man vorher gar nicht kannte, aber es hat funktioniert", erzählt sie.

Ebenfalls am Projekt beteiligt hat sich Dino Hodzic, dessen Bild sogar auf einer der Bildtafeln in der Aula prangt. Der Neuntklässler kam 1995 mit seinen Eltern aus Serbien nach Deutschland. Die Flucht vor dem Krieg ließ die Familie in Kaufbeuren stranden. Anfangs war es sehr schwer für den 16-Jährigen. "Bis zur ersten Klasse konnte ich kaum deutsch sprechen und hatte nur ausländische Freunde", sagt Hodzic. Mittlerweile habe er sich aber richtig gut eingelebt und zähle auch einheimische Kinder zu seinen Freunden. Dennoch ist für Dino wichtig, dass durch die Ausstellung noch mehr Menschen für die kulturelle Vielfalt der heutigen Gesellschaft sensibilisiert werden und sich auf ihre eigenen kulturellen Wurzeln besinnen.

Geöffnet ist die Ausstellung im Jakob-Brucker-Gymnasium während der Schulzeiten.