Von Benjamin Schäling Friesenried/Kaufbeuren - Andere Länder und andere Sitten kennen zu lernen, kann den eigenen Horizont erweitern. Elisabeth Zech aus Mederschach bei Friesenried bekam die Gelegenheit dazu. Die Schwestern-Schülerin des Klinikums Kaufbeuren bereiste im Rahmen eines vom Bundeskultusministerium geförderten 'Austauschprogramms für junge Berufstätige' Japan. 'Das Land hat für mich ein Gesicht bekommen, die Menschen dort sind sehr gastfreundlich, höflich und hilfsbereit', erzählt sie. Als eine Lehrerin an der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege am Klinikum Kaufbeuren im Unterricht von dem Programm erzählte, konnte sich Elisabeth Zech nicht vorstellen, dass sie einige Zeit später im Flugzeug Richtung Japan sitzen würde. Sie hatte sich nach der Ankündigung 'aus Interesse' direkt beim 'deutsch-japanischen Zentrum' beworben, dachte aber nicht daran, angenommen zu werden. 'Das war schon ein großes Glück, unter 300 Bewerbern ausgewählt zu werden', erzählt sie. Doch bevor die 14-tägige Reise losgehen konnte, durfte Elisabeth Zech noch zwei Vorbereitungsseminare in Berlin absolvieren, bei denen vor allem das Kennenlernen der anderen Teilnehmer und einiger japanischer Verhaltensregeln im Vordergrund standen. Besonders beeindruckend war für sie hier die 'positive Grundstimmung und die Gruppenharmonie, obwohl die Teilnehmer sehr unterschiedlich waren, sowohl vom Alter her als auch von den Berufen. Ich habe in der Gruppe viele neue Erfahrungen gemacht'.
Viel Programm, wenig Freizeit Als die Teilnehmer schließlich in Japan ankamen, erwartete sie ein umfangreiches Programm, das kaum Zeit für Freizeitaktivitäten ließ. 'Es war schon ziemlich stressig, da jeder Tag durchgeplant war und die Japaner sehr viel Wert auf Pünktlichkeit legen', berichtet Zech. Das umfangreiche Besuchsprogramm hatte es in sich. Erstes Ziel war die Hauptstadt Japans, Tokio. Von Tokio bleiben der 19-Jährigen besonders der morgendliche Ansturm auf die U-Bahn und eine Besichtigung des Rathauses bei Nacht in Erinnerung: 'Man konnte in alle Richtungen blicken und es war kein Ende der Stadt in Sicht', erzählt sie. Von Tokio aus ging die Reise nach Aomuri, einer Präfektur im Norden der Hauptinsel Hoshu, weiter. Die ländliche Gegend stellte für Zech schon 'einen krassen Gegensatz zur pulsierenden Metropole Tokio' dar. Hier absolvierten die verschiedenen Berufsgruppen ein spezielles Programm. Elisabeth Zech besuchte mit ihrer Gruppe ein Kinderheim, eine Behindertenwerkstätte, ein Krankenhaus und ein Altenpflegezentrum. Obwohl die älteren Menschen in Japan traditionell eigentlich sehr hohen Respekt genießen, war Elisabeth Zech von den Zuständen in dem Altenheim 'schon schockiert', wie sie sagt. Die Tatsache, dass fünfzig Bewohner auf einer Station betreut werden, bezeichnet sie als 'Massenabfertigung. Offensichtlich wird die Regierung mit dem Problem der überalterten Gesellschaft nicht fertig'. Den Gegensatz hierzu erlebte sie bei der Gastfamilie, mit der sie einige Tage verbrachte. 'Da werden die Alten schon sehr respektiert', erzählt sie. Hier hatte sie auch ein Erlebnis der besonderen kulinarischen Art: Zum Frühstück bekam sie einen ganzen Fisch samt Kopf präsentiert. Doch auch davon ließ sie sich nicht abschrecken, denn sie ist der Meinung, dass man 'sich in eine Kultur integrieren muss und sie nicht einfach aburteilen kann'. Obwohl ihr die Reise auch beruflich 'einiges brachte', wie sie sagt, war der 'persönliche Lerneffekt doch größer'.