von Richard Mayr Thalhofen - Aufgebaut ist die Wasserorgel vor dem Feuerwehrhaus in Thalhofen schnell. Die Handgriffe sitzen. Mehrere Schläuche werden ausgerollt. Eine überdimensionale Mischbatterie wird mit dem Hydranten verbunden. Die Wasserorgel wird in Stellung gebracht. Das ist ein Anhänger, an den mehrere knallrote Rohre geschweißt wurden. Wasserspritzen ragen von den Rohren in den noch nicht ganz dunklen Himmel. Aus den Lautsprechern dröhnt schon Musik. Wenn es dunkel ist, werden sie Wasser durch die Spritzen jagen, das von Scheinwerfern bunt ausgeleuchtet wird und im Takt der Musik tanzt. In der Zwischenzeit erzählt Norbert Bichtele, der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Stöttwang und Thalhofen, dass das alles mit einer Wette angefangen habe. 2004 seien sie in Bassenheim in der Nähe von Koblenz gewesen und hätten dort Feuerwehrleute gesehen, die mit einer Wasserorgel auftraten. 'Das machen wir auch', bekam Bichtele von seinen Kameraden zu hören. Er versprach ihnen fünf Maß Gaiß, wenn sie mit der Orgel zum Kameradschaftsabend auftreten könnten. Vier bis fünf Mal sind sie seitdem aufgetreten, so genau haben sie es nicht mitgezählt, auf einem Feuerwehrfest in Frankenhofen, einem Geburtstag. In jedem Jahr ist etwas hinzugekommen. Ein neuer Bogen am Fahrzeug, der neue Effekte erzeuge, die Kübel an den Seiten, schließlich die Mischbatterie. Endlich ist es dunkel genug, um mit der Generalprobe zu beginnen. Aus den Lautsprechern dröhnt die Titelmelodie von Star Wars. Ingo Trautwein und Markus Hölzle stehen an der überdimensionalen Mischbatterie und lassen das Wasser durch die Schläuche schießen. Norbert Bichtele und Günther Höbel stehen vor der Wasserorgel und bedienen dort die Spritzen im Takt. Als die letzten Takte verklungen sind und die Ventile an der Mischbatterie geschlossen, reißt ein Schlauch ab.'Zu viel Druck', erklärt Hölzle, der gemeinsam mit Ingo Trautwein an der Mischbatterie steht und auf der Visitenkarte der 'Wasserorgler' die Rolle des Wasserstellers zugewiesen bekommt. Sie hätten kein Überdruckventil angeschlossen.
Dann sei das Wasser schlagartig abgedreht worden, da habe sich der Schlauch losgerissen. Für die Feuerwehrleute kein Grund zur Aufregung. Etwa 10 000 Liter Wasser jagen sie bei einem Auftritt durch die Orgel, 1000 Liter in der Minute. Und so gleich beschwichtigt Hölzle. 'Das Wasser fließt zurück in die Natur, es ist ja nicht weg.' Was nach einem Auftritt übrig bleibt, ist eine richtig große Pfütze, mehr nicht. Richtig Nass kommen Bichtele und Höbel von der Wasserorgel zurück. 'Die Führungskräfte der Feuerwehr dürfen vorne hin', flachst einer der Wassersteller. Die Orgel habe schlecht gestanden, erklärt Bichtele, 'da kam zu viel Wasser nach vorne weg'. Also bocken sie den Anhänger auf einer Seite auf, damit das Wasser mehr nach hinten strahlt. Da käme dann auch das bunte Licht der Scheinwerfer, die im Wagen hinter den Spritzen montiert sind, besser zur Geltung. Eine feste Choreographie haben Bichtele und Höbel nicht einstudiert. Die Kommandos an den Spritzen geben sie spontan. Jeder Auftritt sei ein Unikat. Dann geht Reinhard Stifter an sein Laptop, über das Alfred Waibl die Musik abspielt, und lässt ein paar Takte Badenviler-Marsch erklingen. Der soll ins Programm aufgenommen werden. Also gehen die sechs Feuerwehrleute aus Thalhofen noch einem auf ihre Positionen. Das Wasser füllt die Schläuche. Aus sicherer Entfernung bietet sich einem dann ein imposantes Spektakel. Das Wasser schimmert blau, dann wieder rötlich oder gelb im Scheinwerferlicht, dazu schießt es mal senkrecht, mal weit aufgefächert in den Nachthimmel. Ein Feuerwerk ohne Knallkörper und üblen Gestank, also ganz nach dem Geschmack der Feuerwehrleute. Denn Brandgefahr herrscht mit Sicherheit nicht, wenn sie auftreten. i Das nächste Mal sind die Wasserorgler am Samstag, 1. Juli, während der 135-Jahr-Feier der Feuerwehr Stöttwag-Thalhofen bei Beginn der Dunkelheit zu sehen sehen.