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Ein echter Saftladen ist das in Dösingen

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Ein echter Saftladen ist das in Dösingen

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    Von Thilo Jörgl, Dösingen - Sagt man Franz Bachmann, dass der Betrieb seiner Genossenschaft ein 'echter Saftladen' ist, dann fühlt sich der Vorsitzende der Obstverwertung Dösingen geschmeichelt. 'Ja, die Bezeichnung trifft für uns tatsächlich zu', meint der 56-Jährige und lacht. 'Direktsaftladen' wäre jedoch eine noch genauere Bezeichnung. Denn die Genossenschaft verkauft ausschließlich Apfel-, Birnen- oder Johannisbeersaft, der direkt aus der Obstpresse läuft. Und kein Konzentrat, das mit Wasser wieder angereichert wurde.

    Lieferungen aus Sonthofen Seit 80 Jahren besteht inzwischen die Genossenschaft im Ostallgäu, die auf 177 Mitglieder angewachsen ist. Zurzeit laufen die Vorbereitungen in der Presse auf Hochtouren. 'Von Anfang September bis Ende Oktober ist Hochsaison', berichtet Bachmann. Dann rollen täglich tausende Äpfel in die drei Tonnen fassende Presse. 22 Mitarbeiter waren allein in der vergangenen 'Hochsaison' damit beschäftigt, 400 Tonnen Früchte zu verarbeiten. Da die Dösinger Obstverwertung - vom Bodenseegebiet mal abgesehen - die südlichste im Allgäu ist, kommen Kunden mit dem Traktor bis aus Sonthofen, um ihre reifen Früchte pressen zu lassen. Das Gros der Anlieferer sind jedoch keine Obstbauern, die Anhänger um Anhänger nach Dösingen karren. 'Unser Vorteil ist, dass wir vom Kübel bis zum Anhänger alle Mengen Äpfel annehmen', so Bachmann. Es ist aber nicht möglich, dass man nur den Saft der Apfelsorte aus dem heimischen Garten in Flaschen mitnehmen kann. Das reife Streuobst der Gartenbesitzer wird nämlich in Silos gelagert und wandert dann bunt gemischt in die Presse. Und so läuft der Vorgang ab: Zuerst werden die Früchte begutachtet, ob sie auch wirklich reif und nicht verfault sind. Angefaultes Obst darf nämlich nicht gepresst werden. Nach vorschriftsgenauer Reinigung landen die Früchte dann in der Presse. '100 Kilo Äpfel ergeben etwa 60 Liter Saft', erzählt Betriebsleiter Georg Probst. Nach der Filtrierung wird der süße Saft in Dutzenden von Stahltanks im Keller gelagert. Von dort kann ihn der Gartenbesitzer direkt in ein Fass pumpen lassen oder abgefüllt in Ein-Liter-Mehrwegflaschen mit nach Hause nehmen. Das Geheimnis der Haltbarmachung ist einfach: 'Wir erhitzen den Saft auf 85 Grad Celsius, füllen ihn ab und verschrauben die Flaschen luftdicht', weiß Probst. Zucker oder gar chemische Zusatzstoffe enthalte der Direktsaft nicht. Weil aber die Geschmäcker bekanntlich verschieden sind - und nicht jedermann Apfel- oder Birnensaft pur trinkt - mischen die Dösinger ihre Säfte mit zugekauften. Von Apfel-Kirsch bis zum Apfel-Maracuja reicht die Produktpalette, die Mitarbeiter das ganze Jahr über in Mehrweg-Flaschen füllen und verkaufen. Wer mit 50 Kilo Äpfeln die Presse 'füttert', bekommt 30 Liter - gegen einen Aufpreis fürs Pressen - abgefüllt. Wer will, kann auch Vergorenes in Dösingen erwerben. Etwa 10000 Liter Most lagern im Keller. Einige holen auch Apfelsaft, um im eigenen Keller Most anzusetzen. 'Aber die Anzahl der Most-Experimentierer nimmt ab', meint Bachmann. Mit einem Ausstoß von 300000 Litern im Jahr können die Dösinger allerdings mit den großen Industriebetrieben nicht konkurrieren. Das wollen die 'Genossen' auch nicht. Nur ab und an verkaufen sie an die 'großen Saftläden' ihre Erzeugnisse. Warum? 'Weil der Saft aus Plantagen-Äpfeln einen niedrigeren Säuregehalt hat', weiß Bachmann. Durch das Mischen mit dem Dösinger Streuobst-Saft wird der andere Saft 'aufgepeppt'.

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