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Ein bisschen verrückt muss man sein

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Ein bisschen verrückt muss man sein

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    68 Stunden und 23 Minuten auf Skiern: Christian Flühr stellt neue Weltrekorde auf. Von Andrea Kümpfbeck Obermaiselstein/Obertauern Wie verrückt muss man sein, um drei Tage und drei Nächte lang ununterbrochen Ski zu fahren? 'Nur ein bisschen', meint Christian Flühr ­ und erzählt gleichzeitig von einer nächsten Aktion, die er für das Jahr 2000 plant. Der 26-Jährige Bundeswehrsoldat aus Obermaiselstein (Oberallgäu) hat gerade zwei neue Weltrekorde aufgestellt: im Dauerskifahren ­ 68 Stunden und 23 Minuten war er ununterbrochen auf seinen zwei Brettern unterwegs ­, und im gleichzeitigen Bewältigen der bisher meisten Höhenmeter.

    'Ich wollte sehen, wie weit ich gehen kann', erzählt der 26-Jährige. Bei 60 Stunden und 56 Minuten lag der bisherige Weltrekord ­ bis sich der Oberallgäuer Extremsportler das ehrgeizige Ziel 72 Stunden setzte. Knapp drei Stunden davor musste er allerdings aufgeben. Aber nicht, weil er nicht mehr konnte, sondern weil die Lichtverhältnisse auf der Piste in Obertauern derart schlecht waren, dass er keine Boden-Unebenheiten mehr erkennen konnte. 'Da wollte ich meine Gesundheit nicht mehr aufs Spiel setzen', so der 26-Jährige, der auch 24-Stunden-Rennen fährt.

    Die erste Nacht auf Skiern, die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, 'war ziemlich heftig', erinnert sich Flühr. Minus fünf Grad Kälte, Schneetreiben und ein Wind mit 40 Stundenkilometern Geschwindigkeit machten die 130 Schleppliftfahrten nicht gerade angenehm. 'Als gegen vier Uhr die Pistenraupen anfingen, den Berg zu präparieren, war wenigstens wieder etwas los', so Flühr. Auf der glattgewalzten Neuschneedecke 'hat das Skifahren so richtig Spass gemacht'.

    Der Tag darauf war dann eher locker: Christian Flühr kreuzte, wie alle anderen Skifahrer auch, quer durch das ganze österreischische Skigebiet Obertauern. Das hatte er für seinen Weltrekord deshalb ausgesucht, weil er, wie er sagt, im Allgäu vergeblich nach einer derart ausgedehnten, flutlichtbeleuchteten Möglichkeit suchte. Die zweite Nacht verbrachte Christian Flühr 'bei Hundskälte von minus 19 Grad' dann wenigsten beim Liftfahren im Warmen. Er hatte eine Piste mit überdachten Gondeln gewählt. Da war das 'Turboschlafen', wie Flühr seine zehnminütigen Schlafpausen im Lift nennt, angenehmer. Auch das Essen ­ es gab von Käsespätzle bis Wildschweinbraten alles ­, erledigte er ebenfalls beim Liftfahren. Lediglich zu den Toilettenpausen ­ insgesamt sieben Minuten in den 68 Stunden ­ schnallte Flühr seine Ski ab.

    Jetzt macht Christian Flühr mit immer noch taubem linkem Fuß, wo ihn der Skischuh gedrückt hatte, erst einmal Urlaub. Auf Skiern natürlich. Bevor er das Projekt 2000 angeht: 99 Stunden plus x Skifahren.

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