Eigentlich war es Zufall, dass Markus Gruber seine Leidenschaft entdeckt hat. "Meine Mama hat für die Stadtolympiade trainiert. Eine Disziplin war Tischtennis. Ich habe das dann auch einfach mal ausprobiert und sofort Spaß daran gehabt", erzählt Markus. Knapp zwei Jahre ist das jetzt her. Damals ahnte niemand, welch großes Talent in dem heute Elfjährigen schlummert. "Wir haben zwar gemerkt, dass Markus schnell besser wird, haben uns aber nichts weiter dabei gedacht - schließlich kennen wir uns da nicht so gut aus", sagt Mutter Ingrid. Ein halbes Jahr später besuchte Markus einen Lehrgang - und wurde prompt entdeckt.
Munir Jassem, bayerischer Verbandstrainer und ehemaliger Nationaltrainer des Irak, wurde auf den Buben aufmerksam. Seitdem wird Markus von Jassem gefördert. Für den jungen Sportler ergab sich so die Möglichkeit, regelmäßig an Lehrgängen der Oberhachinger Sportschule teilzunehmen. "In der Woche spiele ich drei- bis fünfmal Tischtennis", sagt Markus. "Vereinstraining ist zweimal die Woche. An den Wochenenden nehme ich oft an Lehrgängen oder Turnieren teil."
Es ist keine Seltenheit, dass die Familie an einem Wochenende mehrere Hundert Kilometer zurücklegt. "Erst vor kurzem sind wir 420 Kilometer zu einem Turnier gefahren - einfach", berichtet Vater Walter Gruber.
Auch die Fahrt zum Vereinstraining wird in Zukunft mehr Zeit in Anspruch nehmen: Denn Markus, der bisher für den TSV Pfronten gespielt hat, wechselt ins 130 Kilometer entfernte Thannhausen.
In seinem Alter gab es in der Region kaum noch Spieler, die dem jungen Talent gewachsen waren. Gefordert wurde er nur noch, wenn er gegen Erwachsene spielen durfte. Bei einem Wettbewerb für Senioren hat Markus sogar den siebten Platz belegt. In Thannhausen besteht für ihn nun die Möglichkeit, in der Bezirksliga zu spielen. Außerdem hat er dort schon jetzt viele Freunde. "Das Drumherum muss auch passen. Da nehmen wir die paar Kilometer, die wir mehr fahren müssen, gerne in Kauf", sagen die Eltern.
Bleibt da noch genug Zeit für die Schule? Ja, ist sich der Realschüler sicher. "Ich bin gut in der Schule. Vor allem in Bio. Da lese ich mir einen Eintrag einmal durch und kann alles. In den anderen Fächern muss ich ein bisschen mehr lernen." Biologie, das ist neben Sport auch Markus Lieblingsfach. Neben dem Tischtennisspielen verbringt er seine Zeit gerne mit Freunden beim Fußballspielen. Seine Lieblingsbeschäftigung ist und bleibt jedoch der Sport an der grünen Platte. "Am Liebsten würde ich jeden Tag spielen. Es ist einfach ein tolles Gefühl an der Tischtennisplatte zu stehen und nicht zu wissen, wie gut der Gegner ist. Das ist Spaß, Freude und Anspannung zugleich."
Trotz des Erfolgs ist dem Elfjährigen das Gefühl zu verlieren nicht fremd. "Ich habe schon oft verloren", gesteht Markus. Er hat gelernt, mit Niederlagen umzugehen. "Ich brauche dann immer Zeit für mich. Ungefähr 15 Minuten darf mich keiner ansprechen. Danach geht es dann wieder." Schwerer wird es, wenn ihm andere den Erfolg nicht gönnen, ihn hänseln. "Du kannst doch gar nicht Tischtennis spielen", musste sich Markus schon vorwerfen lassen. Doch inzwischen kann er auch das einordnen.
Er weiß, dass es nicht stimmt. Die vielen Pokale und Medaillen in der Vitrine in seinem Zimmer beweisen das Gegenteil. Dort findet man seit Anfang Mai den Schwäbisch-Hall-Cup. Der erste Platz bei diesem Turnier ist sein bisher größter Erfolg. Geht es nach ihm, sollen noch weitere dazukommen. Denn für Markus Gruber steht fest: "Ich will nichts anderes machen, als Tischtennis zu spielen."