Artikel: Eigene Potenziale nutzen

27. Dezember 2002 20:29 Uhr von Allgäuer Zeitung

im schlüssigen Konzept für die EU-Förderung - Auerbergland verzettelt sich nicht

Von Andrea Schauerte, Auerbergland - Wenn Reinhard Walk in seinem kleinen Büro in Roßhaupten einmal anfängt zu erklären, dann ist es nicht schwer, das alles zu verstehen. Aber es ist sehr schwer, ihn irgendwann zu bremsen. Denn das Auerbergland ist sein Kind. Und das kennt er in- und auswendig wie alle Eltern ihre Sprösslinge. Und da weiß er eine Geschichte nach der anderen, ein Projekt nach dem anderen, noch eine Idee und noch einen wichtigen Punkt, der einfach dazu gehört und gewusst sein muss, wenn man wie Walk 'Regionator' eines solchen interkommunalen Netzwerkes ist. Auerbergland, Dorferneuerung, Leader, Vitales Land, Via Claudia Augusta, Euregio Via Salina, Tourismusverband, Südliches Allgäu, Bayern-Marketing, Interreg - dem Laien schwirrt der Kopf, soll er alle diese Allianzen und Fördermöglichkeiten auseinander halten. Für Reinhard Walk ist es Alltag. Allerdings - und da ist sich der Walk mit Landrat Johann Fleschhut einig - 'der Verbandswust speziell im touristischen Bereich ist schon ein Problem'. Denn viele Kommunen verzetteln sich und geben gutes Geld für manchmal nicht optimale Ware aus. Und auch so manches EU-Förderprogramm wie Interreg III, das eigentlich zur Stärkung der wirtschaftlichen Struktur insgesamt gedacht ist, wird nach Ansicht von Walk 'leider zu sehr auf den rein touristischen Bereich reduziert'. Was das angeht, so wirbt das Auerbergland durchaus als Auerbergland auch um Urlauber. Aber das steht nicht im Vordergrund der Zusammenarbeit unter den elf Gemeinden.

Dorferneuerung als Basis Im Auerbergland geht das nicht. Basis der Finanzierung sind die Zuwendungen aus der ländlichen Entwicklung sprich Dorferneuerung, die längst nicht mehr nur optische Kosmetik für die Dörfer darstellt. Dazu kommen die Gelder aus der EU-Förderung Leader-plus - dem Programm zur Stärkung der Wirtschaft im ländlichen Raum. 1,2 Millionen Euro stehen dem Auerbergland bis 2004 zur Verfügung. Bewilligt werden sie nur, wenn schlüssige Konzepte vorliegen, die nach den Leader-Kriterien auf Herz und Nieren geprüft sind - zum Beispiel im Interesse der Agenda 21 auf die Nachhaltigkeit und im Sinne des 'Gender Mainstream auf die Gleichberechtigung der Geschlechter. 'Verfolgt werden strategische Inhalte, die uns einfach mehr bringen und die unsere vorhanden Potentiale optimal nutzen'. Kleines Beispiel: Das Auerbergland liegt in Oberbayern und in Schwaben, im Landkreis Ostallgäu und im Landkreis Weilheim-Schongau. Wer in dieser Region Radtouren machen wollte, brauchte zwei bis drei Rad-Wanderkarten. Nun gibt es dank dem Auerbergland eine einzige - und das kommt nicht nur den Einheimischen, sondern in der Folgewirkung auch dem Tourismus zugute. Zurück zu den 'Quellen', aus denen das interkommunal Netzwerk schöpfen kann. Drittes Bein neben der Dorfentwicklung und Leader ist hier Interreg III. Das Auerbergland bekommt davon nichts direkt, aber indirekt über den Verein 'Via Claudia Augusta' (VCA). Einige Auerbergland-Kommunen sind auch VCA-Kommunen. Und wenn jetzt das Auerbergland an einen Schüleraustausch mit anderen Leader-Regionen in Österreich oder Italien nachdenkt, dann sollten sie an der Via Claudia liegen - und dann würde ein Austausch auch über Interreg III gefördert. Reinhard Walk könnte noch tagelang berichten und erklären und hätte immer noch nicht alles gesagt. Er allein kann auch nicht alles sagen, denn es gibt außer ihm noch andere im Auerbergland, die viel zu sagen haben über dieses Netzwerk. Entscheidend für das Auerbergland ist, dass dahinter aktive und engagierte Leute stehen, die die Projekte vorbereiten und begleiten.