Von Ingrid Grohe |BregenzDie Nachricht vom Abschied Eckhard Schneiders kommt mehr als überraschend. Der erfolgreiche Direktor des Kunsthauses Bregenz (KUB) wäre laut Vertrag noch mindestens bis 2010 mit der Leitung beschäftigt. In der Jahrespressekonferenz im Januar deutete er noch interessante neue Projekte an, die er jetzt wohl nicht mehr umsetzen wird. "Es ist keine Entscheidung gegen Bregenz, sondern für die neue Aufgabe", sagt Schneider. Letztere freilich will er nicht konkret benennen, obwohl die österreichischen Medien längst berichten, Schneider gehe nach Kiew, Hauptstadt der Ukraine.
Aus Rücksicht auf den neuen Arbeitgeber wolle er dessen Information nicht vorgreifen, erklärt der 65-jährige Kunsthistoriker. Auf jeden Fall sei ihm eine Chance geboten worden, wie er sie nicht alle Tage erhalte. "Ich habe bei dieser Aufgabe die Möglichkeit, alle Erfahrung der letzten 30 Jahre zu nutzen, um Architektur und Kunst in einen gesellschaftlichen Konsens einzubetten." Den von Schneider weder bestätigten noch dementierten Berichten zufolge wird er für die Viktor Pinchuk Foundation tätig sein, die Stiftung eines reichen ukrainischen Kunstsammlers.
Eckhard Schneider, der im Jahr 2000 von Hannover an den Bodensee kam, hat das KUB zu internationaler Geltung gebracht. Er selbst sagt über das Erreichte: "Es ist uns gelungen, abseits der Metropolen ein Metropolen-Programm zu bieten, und uns mit unserem eigenen Konzept unter all den großen europäischen Häusern zu profilieren." Zu diesem Konzept gehöre es, der Kunst den größtmöglichen Freiraum zu geben, gleichzeitig immer den Brückenschlag zur Gesellschaft zu suchen und die kulturelle Identität der Gesellschaft im Dreiländereck zu schärfen.
Auf die Frage, ob er am Bodensee einzelne Ziele nicht erreicht habe, antwortet Schneider lachend: "Das werde ich jetzt nicht verraten." Und fügt dann ernst hinzu: "Es gibt immer Ziele, die man nicht erreicht, sonst wären sie zu flach gesteckt." Die Bregenzer Bilanz insgesamt sei jedenfalls positiv.
Ein Wunsch bleibt offen

Wochenende
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Einen großen Wunsch wird Schneider dem Kunsthaus und sich nicht mehr erfüllen können: den nach einer Sammlung für das KUB. Zu Jahresbeginn hatte er noch von mehreren von Künstlern gestalteten Kapellen gesprochen, die sich im Rheintal verstreut "wie eine Perlenkette" aneinanderreihen könnten. "Ob das umgesetzt wird, kann ich nicht sagen. So konkret waren die Pläne noch nicht", sagt Schneider.
Dem scheidenden Leiter ist nicht bange um die Zukunft des KUB. "Im Endeffekt ist so ein Haus unabhängig von dem, der es leitet." Sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin, so hofft Schneider, werde wohl auf die grundsätzliche Linie des Hauses setzen "und ein eigenes Profil hinzufügen". Er wünscht dem Kunsthaus Bregenz, "dass das Bekenntnis der Gesellschaft hier in Vorarlberg so deutlich bestehen bleibt. Und dass das KUB weiterhin eine bedeutende regionale Rolle spielt für die zeitgenössische Kunst und für die kulturelle Entwicklung Vorarlbergs."
Durch einen Beratervertrag bleibt Schneider dem Bregenzer Kunsthaus noch eine Weile verbunden. Er wird bei der Realisierung der bereits fest geplanten Ausstellungen für 2009 behilflich sein. Vor Ort ist er allerdings ab 1. Oktober nicht mehr. Eine private Verbindung zum "Ländle" bleibt durch die in Vorarlberg lebenden Schwiegereltern bestehen.
Internationale Ausschreibung
Die Entscheidung zu seiner Nachfolge erwartet der Direktor in den nächsten Monaten. Durch internationale Ausschreibung soll eine Fachjury den richtigen Mann oder die richtige Frau für den vom Schweizer Stararchitekten Peter Zumthor entworfenen Glaskubus am Bodensee finden.