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Durstige Holzhacker

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Durstige Holzhacker

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    im Kürnacher Wald Eugen Ländle erinnert sich an seine Jugendzeit. Von Michael Dumler Wiggensbach 'Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, was das früher für Verhältnisse im Holz waren', ist Eugen Ländle überzeugt. Der 79-Jährige, der im 'Gasthaus Kürnach' zu Hause war und seit dreißig Jahren den Wiggensbacher Skilift in Egg betreibt, erzählt von schwerer Waldarbeit ohne Maschinen. Sein Jahrhundert-Foto aus den frühen 30er Jahren zeigt die stolzen Kürnacher Holzer vor ihrer Hütte.

    Abends kehrten die Waldarbeiter immer im 'Gasthaus Kürnach' ein, das Eugen Ländles Stiefvater Jakob Rauch (der Mann mit Pfeife und zwei Maßkrügen hinten in der Mitte des Fotos) gehörte. 'Unter der Woche ließen die durstigen Holzer ihre Zeche immer anschreiben', erinnert sich Ländle. Zahltag war am Samstag. Da bekamen sie von ihrem Chef, Haumeister Toni Wagner (vorne in der Mitte) ihren Lohn ausbezahlt. Aber längst nicht jede Maß Bier, die im 'schwarzen Buch' des Stiefvaters eingetragen war, wurde am Ende auch bezahlt, weiß Ländle noch. Der Stiefvater habe da so manches Auge zugedrückt. 1968 wurde das Gasthaus, das bei der Säge und vis-à-vis des Hofguts Kürnach lag, abgerissen.

    Pferde gehen durch

    Bei der Waldarbeit ging\'s nach den Worten des 79-Jährigen im Frühjahr dem sogenannten 'maischäligen Holz' an den Kragen. Die Fichtenrinde, die zum Gerben gebraucht wurde, sei dann besonders leicht abzulösen gewesen. Mit dem Pferdefuhrwerk sei diese dann zum etwa sieben Kilometer entfernten Kürnacher Bahnhof oder ins Württembergische, nach Friesenhofen, transportiert worden. Beim Abladen am Kürnacher Bahnhof sei einmal das ganze zwei bis drei Meter hohe Fuder umgekippt. Der Bahnhofsvorsteher habe die durchgegangenen Pferde dann wieder eingefangen.

    Nach Ländles Erzählungen sind damals viele Kemptener mit dem Rad in den Kürnacher Wald gefahren, um Äste und Durchforstungsholz für den heimischen Herd zu sammeln. Das Holz wurde dann von seinem Stiefvater mit Pferdegespann und Wagen frei Haus geliefert. Diese Holztransporte war freilich ein willkommenes Zubrot für die vielköpfige Familie Rauch-Ländle. Zwölf Reichsmark habe eine Fuhre von vier bis fünf Ster Holz in den 30er Jahren gekostet. 'Sechs Schübling gab\'s damals für eine Mark und eine Maß Bier für 50 Pfennig', sagt der 79-Jährige.

    Laut Ländle war der Transport oftmals nicht ungefährlich gewesen. Galt es doch, in Richtung Kempten viele abschüssige Strecken wie das 'Becherholz' zwischen Wagenbühl und Ahegg zu bewältigen. 'Einmal habe ich vergessen ein Rad zu schmieren', erzählt der Wiggensbacher. Irgendwann auf der Fahr begann dieses dann prompt bedrohlich zu rauchen. Der Stiefvater habe sich da letztlich nicht anders zu helfen gewusst, als seine Blase zu entleeren und das qualmende Rad auf diese Weise abzukühlen, erinnert sich Ländle schmunzelnd. Allerdings habe es am Abend wegen der vergessenen Wagenschmiere vom Siefvater noch ein paar hinter die Löffel gegeben.

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