Über 800 Betten und 1100 Beschäftigte Marktoberdorf/Ostallgäu (vit). 942 Planbetten in sechs Akut-Krankenhäusern für 178 000 Einwohner. So präsentiert sich die Kliniklandschaft im Ostallgäu mit Kaufbeuren. Dominiert wird diese Krankenhauslandschaft ab 2007 vom neuen Kommmualunternehmen 'Kliniken Ostallgäu Kaufbeuren'. Gestern fasste dafür der Klinikzweckverband Kaufbeuren-Ostallgäu einstimmig die letzten Beschlüsse. Nach Übernahme von 43 Neurologie-Betten aus dem Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren, wird es mit 828 Betten wichtigster Faktor der Klinikstruktur sein. Mitbewerber ist die ehemals kirchliche Vinzenz-Klinik GmbH in Pfronten mit 90 Akutbetten und steigenden Patientenzahlen. Die Privatklinik 'Casa Medica' mit 24 Betten am Klinikum Kaufbeuren ist hingegen eine Tochter des Klinikverbundes Kaufbeuren-Ostallgäu.
Das Gesundheitswesen ist ein wichtiger Wirtschaftszweig. Untersuchungen zufolge arbeiten mehr als 8 Prozent der Beschäftigten im Allgäu in der Gesundheitsbranche. Neben den Akutkliniken zählen dazu die Kur- und Rehabilitationseinrichtungen vor allem im südlichen Ostallgäu. Doch auch das Bezirkskrankenhaus in Kaufbeuren ist ein wichtiger Arbeitgeber. Größter Faktor sind aber die Kommunen selbst, die - einschließlich angegliederter Betriebe - mehr als 1100 Menschen in den fünf kommunalen Kliniken beschäftigen - darunter rund 160 Ärzte.
Abteilungen werden verlagert
Voraussetzung für die Klinikfusion zum 1. Januar 2007 war auch ein neues medizinisches Gesamtkonzept für die Region. Darin ist geregelt, welche Leistung wo angeboten wird. Hier wird es in den nächsten Jahren einige Änderungen geben, die das Sozialministerium mit dem Klinikträger abgestimmt hat:
Vom Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren kommen bis spätestens Anfang 2008 im Bereich der Neurologie 43 Planbetten an das Kommunale Klinikum in Kaufbeuren.
Marktoberdorf soll als zentraler Orthopädiestandort im Ostallgäu ausgebaut werden. Zweiter Standort für Orthopädie wird Buchloe, Kaufbeuren soll hingegen die orthopädische Belegabteilung verlieren. Zwei Kaufbeurer Belegärzte werden dann voraussichtlich in Marktoberdorf operieren. Durch rund 380 zusätzliche Operationen werden in der Kreisstadt dann 650 Fälle behandelt. Der dritte Kaufbeurer Belegarzt soll mit rund 200 Operationen jährlich nach Buchloe ziehen, wo sich die Fallzahlen auf rund 900 erhöhen dürften. Diese Änderung, so die Klinikleitung, erfolge 'frühestens in drei Jahren'.
Nach Kaufbeuren
Frühestens in drei Jahren soll zudem die Gynäkologie mit Geburtshilfe von Marktoberdorf nach Kaufbeuren ziehen. Dies betrifft in etwa 300 Patientinnen pro Jahr, von denen mehr als 200 zur Entbindung in die Klinik kamen. Wohl noch länger als in Marktoberdorf bleibt die Gynäkologie in Buchloe erhalten, dort allerdings werden im laufenden Jahr nur knapp 100 Patientinnen behandelt.
Verlieren soll Marktoberdorf die Belegabteilung für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Die vier Planbetten werden pro Jahr von rund 220 Patienten genutzt. Der Umzug nach Kaufbeuren soll in drei Jahren stattfinden.
Wesentlich gravierender für die Kreisstadt ist der Einschnitt bei der Urologie. Der dortige Belegarzt nutzt zehn Krankenhausbetten und behandelt dort pro Jahr rund 450 Patienten. Auch Eingriffe, die für ein Krankenhaus dieser Größenordnung ungewöhnlich groß sind, nimmt er vor. Auch dies war ein Grund dafür, warum das Ministerium ihn in drei Jahren lieber als Operateur im Schwerpunktkrankenhaus Kaufbeuren sehen möchte.
Voraussetzung für all diese Änderungen ist aber, dass in Kaufbeuren dafür die baulichen Gegebenheiten geschaffen werden. Dafür werden voraussichtlich 21 Millionen Euro investiert. Frühere Konzepte müssen aufgrund der Entwicklung im Krankenhauswesen und wegen der Umstrukturierung innerhalb der Region überplant werden. Die Signale stünden aber gut, dass auch der Freistaat Bayern im nächsten Jahr 9,7 Millionen Euro als Fördermittel freigibt, die dann ab 2009 ausbezahlt werden könnten, erklärt die Landtagsabgeordnete Angelika Schorer.