Kempten | mr | Von der "schwersten weltwirtschaftlichen Krise seit 80 Jahren" sprach Dr. Siegfried Fackler bei einem Vortrag über die Finanzkrise, organisiert von der JU Kempten mit dem Ring Christlich Demokratischer Studenten.
Ausgangspunkt seien die USA mit ihrer "unglaublichen Verschuldung in allen Wirtschaftssektoren." Weil aber deutsche Exporte zu 51 Prozent von den USA direkt oder indirekt abhängig seien, werde es hierzulande mindestens zu einer "schweren Rezession mit etwa einer Million zusätzlicher Arbeitsloser" kommen, so Fackler. "Im ungünstigsten Fall schlittern wir in eine Weltwirtschaftskrise mit national 20 bis 30 Prozent Arbeitslosen und damit einhergehenden sozialen Unruhen", meinte der wissenschaftliche Mitarbeiter am Lehrstuhl für betriebswirtschaftliche Steuerlehre an der Uni Augsburg. Amerikaner hätten lange Zeit über ihre Verhältnisse gelebt: "Kredite für Häuser und große Schlitten gab es auch für solche, die kaum Einkommen hatten".
Aus den Schulden seien Zertifikate und Wertpapiere konstruiert und an die Europäer verkauft worden. "15 Jahre haben nicht nur deutsche Bankmanager damit ein einträgliches Geschäft gemacht, auch Bürger haben gezockt oder über künstliches Wachstum neue Arbeitsplätze bekommen", so Fackler. Bankmanager, die sich den lange Zeit renditestarken amerikanischen Geldmarkt angeboten verweigert hätten, seien unter Druck geraten.
Daher sei es wenig glaubhaft, wenn bayerische Oppositionsparteien so tun, als ob sie alles verhindert hätten. Die Gier der im "Rendite-Rausch Risiko blind gewordenen Geldlenker" wollte Fackler freilich nicht entschuldigen.
In Amerika seien Staat, Unternehmen, Banken und Privatleute "extrem hoch verschuldet", in Deutschland sehe es zumindest bei Unternehmen und Privatpersonen besser aus. Die Tragweite amerikanischer Verschuldung werde deutlich, wenn man bedenke, dass die Haftung der US-Regierung für Liquiditätsprogramme und Kreditgarantien 8 560 Milliarden Dollar betrage. Fachleute, so Fackler, würden davon ausgehen, dass die amerikanische Bundesbank einfach frisches Geld drucken lasse. Damit sich solche Szenarien nicht wiederholen, gibt es für den Haldenwanger nur eines: die globalen Finanzmärkte und das Weltwährungssystem neu und restriktiv ordnen.
Und was soll der "Normalbürger" tun? "Bei Geldanlagen eher abwarten und in den nächsten Monaten reale Werte kaufen - wie Edelmetalle und Rohstoffe. In Sachen Aktien tendierte er zu Firmen wie Coca-Cola, Microsoft und ebay. Die würden einen Crash überleben.