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Durch das Senkele zurück in einen Urwald

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Durch das Senkele zurück in einen Urwald

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    Von unserem Mitarbeiter Ingo Buchelt Roßhaupten/Seeg - Wie entwickelt sich der Wald ohne menschlichen Eingriff? Wie sahen die Wälder unserer Vorfahren aus? Wie entstand die Ostallgäuer Voralpenlandschaft? Über diese und andere Fragen rund um den Wald erfährt viel Wissenswertes und Interessantes, wer den 'Naturpfad Senkele' zwischen Roßhaupten und Seeg besucht. Auf Schautafeln erhält der Wanderer Informationen über die Bewohner des Waldes, den Nutzen des Holzes, über Wasser und Geologie. Spielgeräte, zum Beispiel ein Holzxylophon oder ein Baumtelefon, bieten Kindern einen Anreiz, den Pfad zu erkunden. Durch einen alten Kulturwald führt der Weg zum Senkelekopf. Von dort oben genießt man einen weiten Blick auf das Füssener Land, die Tannheimer und Ammergauer Alpen. 'Die Waldpädagogik bleibt auch nach der Forstreform ein wichtiges Anliegen der Forstverwaltung. Sie hat sogar größere Bedeutung gewonnen. Wir wurden personell verstärkt. Jetzt kann sich ein Förster ganztags um das Walderlebniszentrum Ziegelwies und unsere Naturpfade kümmern', teilt Robert Berchtold, Leiter des Forstamtes Füssen, mit.

    Landschaft, Geologie, Kultur Früher war im Senkele ein Waldlehrpfad. Vor fünf Jahren hat das Forstamt zusammen mit den Gemeinden Roßhaupten und Seeg eine neue Konzeption entwickelt. 'Jetzt wird das Thema Wald unter breiteren Aspekten behandelt. Landschaft, Geologie und Kulturgeschichte wurden einbezogen', so Berchtold. Schulklassen aus der Umgebung nehmen das Angebot wahr. Manchmal übernachten die Schüler im Wald, für viele ein unvergessliches Erlebnis. Sie können eine Menge lernen: über die Tiere des Waldes zum Beispiel oder die Lebensphilosophie von Meister Grimbart, dem Dachs. Oder sie können Wasservögel am Waldweiher beobachten, der als Rast- und Nahrungsplatz dient. Die orkanartigen Stürme Wiebke und Vivian im Jahre 1990 richteten auch im Senkele schwere Schäden an. Vor allem die Fichte als Flachwurzler fiel ihnen zum Opfer. Einige Windbruchzonen dienen dem Forstamt als Versuchsflächen. 'Wir wollen einen artenreichen Wald. Mit unterschiedlichen Baumarten, verschiedenen Bodenpflanzen, alten und jungen Bäumen, Laub- und Nadelhölzern', berichtet Berchtold. Am Waldhaus kann man rasten, spielen und kneippen. Ein Baum erzählt aus seinem Leben: die Jahresringe sind ein Spiegel seiner Lebensbedingungen. Zum Senkelekopf geht's bergauf durch einen Buchenwald. Seit elf Jahren wird er laut Berchtold nicht mehr forstlich bewirtschaftet. Dieses Naturwaldreservat soll zeigen, wie die Heimat unserer Vorfahren aussah. Noch vor 300 Jahren dominierte in den unteren und mittleren Lagen des Ostallgäus die Buche, bis der Mensch sie mit der schnell wachsenden Fichte verdrängte. Von einem Aussichtspunkt hat man einen Blick auf drei Schlösser: Schloss Neuschwanstein, das Märchenschloss Ludwigs II., Schloss Hohenschwangau, von Kronprinz Maximilian erbaut, und das Hohe Schloss zu Füssen. Und man erhält Informationen über das Entstehen der Ostallgäuer Voralpenlandschaft: Als zum Ende der letzten Eiszeit, vor 20000 bis 30000 Jahren der 600 Meter dicke Eispanzer über dem Füssener Land abtaute, blieben Tot eislöcher, Seen, versumpfte Moränenmulden, Moränenrücken und Drumlins zurück, jene stromlinienförmigen Hügel in Fließrichtung des Gletschers. Wer hätte gedacht, dass man vor 25 Millionen Jahren mit einem Boot über das Senkele hätte fahren können? Damals gab es Sümpfe und Temperaturen, wie sie heute in Florida herrschen. Mit Mangroven, Palmen, Krokodilen, Nashörnern und einer ungeheuren Artenvielfalt. Man erfährt, wie der Nagelfluh entstand, der am Senkele zu finden ist. Weiter oben stellt sich das 'Wohnungsbauunternehmen Specht' vor. In abgestorbenen, kranken Bäumen zimmert er seine Höhlen. Verlässt er sie, dienen sie anderen Tieren als Lebensraum: 'sozialer Wohnungsbau' im Wald. Bei der Fülle interessanter Themen ist der Naturpfad Senkele ein heißer Ausflugstipp für die ganze Familie. Und für Wanderer, Radler und alle, die Freude an der Natur haben. i Anreise auf der Kreisstraße OAL 1 zwischen Seeg und Roßhaupten zum Waldparkplatz auf der rechten Seite. Von hier zum Waldhaus Senkele, etwa eine halbe Stunde reine Gehzeit. Weiter zum Senkelekopf etwa eineinhalb Stunden, 250 Höhenmeter. Nicht weit vom Senkelekopf liegt die bewirtschaftete Alpe Beichelstein.

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