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Durch bei Rot ­ aus der Traum

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Durch bei Rot ­ aus der Traum

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    Bei der Führerscheinprüfung scheitert beinahe jeder dritte Bewerber Kempten (buc). Vor Max Schindele haben schon alle im Auto gesessen: Die Ängstlichen, die Angeber mit großer Klappe, die scheinbar völlig Ruhigen und die heulenden Nervenbündel. Die Führerscheinprüfung, weiß der 47-Jährige, ist eben keine Prüfung wie jede andere: 'Vor allem auf dem Land geht\'s beruflich und privat ohne Führerschein nicht.' Als Fahrerlaubnis-Verantwortlicher ist Schindele der Vorgesetzte von rund 20 TÜV-Prüfern im Bereich der Niederlassung Kempten.

    Neben Kempten und Kaufbeuren gehören dazu auch die Landkreise Ober-, Ost- und Westallgäu. Etwa 750 Prüflinge sind es Monat für Monat, die sich Theorie und Praxis stellen. In der Hauptsache Fahrschüler, die den Führerschein Klasse B (den alten 'Dreier') wollen. Den kriegt allerdings nicht jeder im ersten Anlauf. Zwischen 25 und 30 Prozent fallen durch. Damit liegt die Niederlassung Kempten im bundesweiten Schnitt: 3,6 Millionen waren im Vorjahr angetreten, etwa 28 Prozent bestanden nicht gleich beim ersten Mal.

    'Leichtsinn beim Lernen'

    Oft geht\'s schon an der ersten Hürde, der Theorie, nicht mehr weiter: Einen 'gewissen Leichtsinn im Bezug aufs Lernen' hat Schindele in den vergangenen Jahren bei Fahrschülern bemerkt: 'Viele tun einfach zu wenig, verlassen sich drauf, dass es schon irgendwie klappt.' Andere bekommen Panik, wenn sie sehen, dass einige schon vor der Zeit ihre Bögen abgeben und setzen ihre Kreuze dann zu schnell und ohne nachzudenken.

    Im praktischen Teil, erklärt Schindele, schneiden die am besten ab, die auf ihre Lehrer gehört und noch drei, vier Lektionen über die Mindeststunden hinaus genommen haben. 'Die haben dadurch sehr oft das Tüpfelchen auf dem i.' 45 Minuten dauert der praktische Teil der Prüfung ­ 45 Minuten, in denen viel passieren kann und vom Prüfer Einfühlungsvermögen gefragt ist: 'Wenn im Auto keiner was sagt, sind die meisten verunsichert. Deswegen ist\'s ganz gut, sich mit dem Fahrlehrer locker zu unterhalten.' Freilich ohne dabei den Führerschein-Kandidaten und dessen Leistung aus den Augen zu lassen. 'Wir Prüfer haben zwar einen gewissen Spielraum, aber manche Vorgaben müssen einfach erfüllt sein.' Darum bedeuten die Gefährdung anderer, die nicht beachtete rote Ampel oder das übersehene Stopp-Schild von Haus aus das Aus. 'Wenn jemand ein- oder zweimal das Auto abwürgt, ist das allein noch nicht so tragisch. Aber wenn sich\'s summiert, ist eben irgendwann Schluss.'

    Alle Fehler werden in einem Protokoll erfasst, das gleich nach der Prüfung mit Fahrschüler- und -lehrer besprochen wird. Der größte Teil der Durchgefallenen sei einsichtig, sagt Schindele. Auch wenn schon mal Tränen fließen, gebe es nur wenige, die mit dem Prüfer Streit anfangen.

    Wichtig sei in jedem Fall, sich auf die immer neue Situation einzustellen, den Menschen und TÜV-Kunden 'Prüfling' gerecht und anständig zu behandeln. Denn eines, betont Schindele, liege seinen Kollegen und ihm am Herzen: 'Jeder von uns soll sich später einmal beim Prüfling sehen lassen können.'Auch ein Prüfer muss viel lernen

    Kempten (buc). Ein Studium von Maschinenbau, Fahrzeugbau oder Elektrotechnik gehört dazu, wenn man beim TÜV als Fahrerlaubnis-Prüfer arbeiten will. Dann folgen eine umfangreiche Ausbildung beim TÜV selbst und jährliche Fortbildungskurse, bei denen auch der psychologische Bereich nicht zu kurz kommt.

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