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Düfte aus der spanischen Komponistenküche

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Düfte aus der spanischen Komponistenküche

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    Mal leise, mal luftig, mal lebhaft: Bei der 'Spanischen Nacht' mit Gitarrenklängen gab es etliche Leckereien zu kosten. Von unserem Redaktionsmitglied Klaus-Peter Mayr Kempten Nichts gegen Mozart, Bach Beethoven. Aber ab und zu muss mal was anderes aufgetischt werden. Immer nur den Duft von Barock, Wiener Klassik oder Romantik zu atmen ­ das genügt auf Dauer nicht. Das müssen auch Dr. Franz Tröger und seine Theatergemeinde gedacht haben, als sie bei der Konzert-Planung auf die Idee kamen, einen Abend mit spanischem Flair zu planen, sprich mit Gitarren-Werken von spanischen Komponisten oder zumindest mit Musik, die etwas mit Spanien zu tun hat.

    Eine gute Idee. Und damit die 'spanische Nacht' auch so richtig wohlschmeckend gerate, wurden gleich zwei der renommiertesten Gitarren-Gespanne verpflichtet, die es auf dem Markt gibt: das deutsch-kanadische Amadeus Guitar Duo und das englische Eden-Stell-Guitar-Duo. Auch beim Orchester ließen sich Tröger & Co nicht lumpen und luden das Prager Kammerorchester ins Stadttheater. Es funktionierte ­ allerdings erst ab dem zweiten Werk des Abends. Denn die Eröffnung, Rossinis 'Barbier von Sevilla', hat mit Spanien so viel zu tun, wie eine Paella mit Padua. Zudem muss man diese Ouvertüre schneidiger, emphatischer spielen.

    Doch dann eine gute Portion spanisches Kolorit, zunächst mit Joaquin Rodrigo (1901 ­ 1999), an den mit dem Konzert erinnert werden sollte. Sein achtsätziges 'Concierto Madrigal' entfaltet eine ganze Fülle von Düften, die die spanische Komponistenküche bereithält: meditative, getragene, melancholische, feurige Klänge hat er im Angebot. Und noch mehr. Extravagante Harmonik und ausgeklügelter Registereinsatz verwandeln ein (italienisches) Madrigal in ein facettenreiches Werk mit poetisch-lyrischem Tiefgang.

    Es fehlt der Pfeffer

    Das Amadeus Guitar Duo lässt keine Wünsche offen. Mit warmem Klang und zupackender Virtuosität zupfen und schlagen Dale Kavanagh und Thomas Kirchhof die Saiten. Das gut 30-köpfige Orchester aus Prag erweist sich hier, wie auch beim darauffolgenden 'Concierto Andaluz', als einfühlsamer Begleiter. Es legt einen Teppich aus, der die naturgemäß leisen Gitarrenklänge nicht zudeckt. Die Streicher zaubern traumhafte Pianissimo-Stellen ­ besser geht\'s kaum. Was bei den lebhafteren Passagen allerdings ein wenig fehlt, ist spanischer Pfeffer. Da agieren die Prager zu mitteleuropäisch-brav.

    Beim 'Concierto Andaluz' komplettierten Marc Eden und Christopher Stell das Solisten-Paar zum Quartett. Die beiden Engländer pflegen einen härteren, helleren Klang. Glanzstück des 1967 uraufgeführten Werkes ist der Mittelsatz. Ein modernes Air, das schwebend-leicht und weltentrückt daherkommt. Dass auch spanische Komponisten nach dem klassischen Satzmuster komponieren, hat sich scheinbar bis Kempten noch nicht herumgesprochen ­ anders ist der störende Zwischenapplaus kaum zu erklären.

    Nach der Pause dann ein Boccherini-Werk: 'La musica notturna delle strade di Madrid'. Ein Italiener beschreibt das nächtliche Madrid: Dort ein Lied, da ein Tänzchen, der Zapfenstreich. Als Zuckerl zum Schluss Manuel de Fallas (1876 ­ 1946) Ballettsuite 'El amor brujo'. Bei diesem farbigen 'Liebeszauber' spielen die Prager glänzend auf. Viel Beifall.

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