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Du sollst nicht dumme Kuh sagen, Trottel!

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Du sollst nicht dumme Kuh sagen, Trottel!

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    Günter Grünwald zog im Kaufbeurer Stadtsaal mal wieder kräftig vom Leder Kaufbeuren (vyc). Als Botschafter des 'Guten Geschmacks' gibt sich Günter Grünwald in seinem fünften Kabarettprogramm aus. Doch wer die Hoffnung hatte, dass dies ernst gemeint war, wurde enttäuscht. Drastisch und derb wie immer, will er es seinen eigenen Worten zufolge wieder derartig krachen lassen, dass es, so sein perfider Plan, dem Pudel die Locken rausdreht. Den meisten Besuchern im voll besetzten Stadtsaal schien dies zu gefallen. Er wurde schon für seinen Vorschlag, die Damen könnten ihre gebrauchte Unterwäsche auf die Bühne werfen, mit Vorschusslachern belohnt. In den folgenden eineinhalb Stunden unterhielt der 'militante Pazifist' sein Publikum dann mit Schilderungen aus dem Alltag und wie darin seine Umwelt ihn zur Weißglut treibt.

    So bedauert er, dass es nicht nur hunderte, sondern tausende Frauen gebe, die in jeder Situation zu ihren Männern halten, und nennt sie kurzerhand und zusammenfassend 'blöde Kühe'. Detailversessen schildert er einen Besuch im Supermarkt und regt sich über Seniorinnen auf, die jedes Obst und Gemüse angriffeln und in den Salatkopf hineinschauen ­ wohl in der Hoffnung, dass einer drin sitze. Auch die Raucher müssen dran glauben. Grünwald empfiehlt Leuten, die sich im Restaurant gerade dann eine Zigarette mit der Begründung: 'Ach, tut das gut!' anstecken müssen, wenn das Essen auf den Tisch kommt, doch einfach mal in das Gesicht zu furzen ­ weil auch das schließlich gut tue. Schließlich erzählt der Kabarettist seinem Publikum, dass er eigentlich Pfarrer werden wollte, aber nie Papst, höchstens noch 'Furienkardinal im Ordinäriat'.

    Wer heißt schon Torben?

    Mühelos laviert er sich mit irrwitzigem Redefluss von einem Thema zum anderen, macht sich lustig über die Deutschen, die scheinbar über Nacht zu Feinschmeckern mutiert sind, so dass jetzt jeder Lümmel seine Pasta nur noch al dente löffeln will. Er empfiehlt, vormittags um 11.20 Uhr mal vor einer Schule vorbeizuschauen und den Müttern, die Leggins über ihre Cellulitishintern spannen, einmal zuzuhören: 'Torben! Du sollst nicht dumme Kuh sagen, du Volldepp!' Überhaupt, wer nenne sein Kind schon Torben; soll das ein Name sein oder eine Stehlampe von Ikea? Das Thema ­ die Kinder und ihre Eltern ­ findet Grünwald sehr ergiebig.

    Er quasselt weiter über Schiller und Goethe, über die Wichtigkeit des Glaubens und seine verworrene Familiengeschichte. Zu Hochform läuft er als angetrunkener Stamm-tischschwätzer vor einer Würstchenbude auf, er zieht über Ausländer, Sex, Arbeitslose und Talkshows her und eigentlich ist es tragisch, dass es sich dabei weniger um Kabarett als vielmehr um die Realität handelt. Die Einmannshow endete wie begonnen mit drastischen Kraftausdrücken und deftigen Witzen, das johlende Publikum dankte es mit viel Applaus. Anke Graupner-Vycichlo Bitte schön, so sehe ich die Dinge: Günter Grünwald. Foto: Hildenbrand

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