Von Sibylle Mettler, Memmingen/Unterallgäu - Sturmschäden, Käferbefall und hohe Nitratbelastung: das sind die Hauptprobleme, mit denen der Wald im Memminger Raum zu kämpfen hat. Zu diesem Ergebnis kommt der Leiter des Forstamtes Ottobeuren, Dr. Stephan Gampe. Er bezeichnet den Zustand des Waldes als 'schwankend auf schlechtem Niveau'. Ähnlich ergehe es dem Forst in ganz Bayern. Sturm: 'Lothar' hieß das bislang letzte große Unwetter. Dieser Sturm hat im Jahr 2000 um die 100000 Festmeter (ein Festmeter entspricht einem Kubikmeter) Holz zum Umstürzen gebracht, sagt Gampe. Jetzt, zwei Jahre später, 'knabbern wir immer noch ein bisschen daran'. Staatswald und solcher in kommunalem Besitz seien weitgehend wieder aufgeforstet. In einigen privaten Wäldern sei man aber immer noch daran, die Schäden von 'Lothar' zu beseitigen. Unter einer Auswirkung haben bis heute aber alle Waldbesitzer gleichermaßen zu leiden: dem Preisverfall. Weil mehr Bäume als sonst geschlagen werden mussten, sank der Festmeterpreis um zehn auf nunmehr 70 Euro pro Festmeter, so Gampe. Hochgerechnet auf das ganze Gebiet des Forstamtes bedeute das einen Verlust von 1,5 Millionen Euro pro Jahr. Solche gewaltigen Schäden lassen sich seinen Angaben zufolge jedoch in Zukunft verhindern - vorausgesetzt, man forste den Wald nicht nur mit Fichten, sondern vor allem mit Laubhölzern und Tannen auf. Diese Bäume würden im feuchten Unterallgäuer Boden nämlich tiefere Wurzeln bilden.
Sie seien folglich nicht so sturmanfällig wie Fichten. Käfer: Laut einer Faustregel fallen nach Stürmen genauso viele Bäume Borkenkäfern zum Opfer wie durch das Unwetter selbst, so der Forstamts-Chef. Würden befallene Stämme nicht sofort gefällt und von der Rinde befreit, vermehrten sich die Käfer massenhaft. Das ganze Ausmaß zeige sich drei bis fünf Jahre nach dem Sturm. Es bestehe aber Hoffnung, dass die Borkenkäfer dieses Mal nicht so viele Bäume zu Fall brächten als sonst. Der starke Regen in diesem Sommer habe sie nämlich an der Vermehrung gehindert, erläutert Gampe. Denn Borkenkäfer könnten bei schlechtem Wetter statt vier nur ein bis zwei Generationen pro Saison ausbilden. Der viele Regen hatte nach Gampes Angaben auch noch einen anderen positiven Effekt: Genauso wie die Pilze sei auch der Wald weitaus stärker als sonst gewachsen. Stickstoff: Das dritte große Problem für den Wald stellt Gampe zufolge der Stickstoffeintrag dar. Durch Industrie, Verkehr und Landwirtschaft würden immer mehr solche Gase freigesetzt. Sie führten dazu, dass der Boden versauere, so der Forstamts-Leiter. Der Schwefelausstoß, früher die Hauptursache für sauren Regen, sei seit den 80er Jahren im Gegenzug stark zurück gegangen. Für den Boden bewirkten Stickstoff und stärker noch Schwefel jedoch dasselbe: Die Artenzusammensetzung verändere sich und der Boden verarme. Wo es besonders viel Stickstoff gibt, kann man übrigens auch als Laie mit bloßem Auge erkennen. Einfach nach Brombeerstauden suchen. Sie gelten laut Gampe nämlich als Stickstoffanzeiger.