Klöppler aus der ganzen Welt gaben sich am Wochenende ein Stelldichein Zwei Allgäuerinnen dabe Von Birgit Weißenbach Hindelang. Die Hindelanger sind es gewohnt, dass Scharen von Urlaubern ihre Gemeinde bevölkern. Am Wochende allerdings brummte es gewaltig. Der große Parkplatz vor dem Kurhaus konnte die Omnibusse nicht mehr schlucken. Der Grund: Der Deutsche Klöppelverband hielt seinen 18. internationalen Spitzenkongress. Und Hindelang avancierte für drei Tage zum Mekka für die Freunde der Deckchen, Tischbänder oder anderweitiger Verzierungen mit zarter Spitze. Vielleicht hilft das der Spitzenstickerei im Allgäu aus der Diaspora, hofft die Sonthoferin Siglinde Neßler, die leidenschaftliche Klöpplerin ist. Schon am Vormittag wuselt es vor dem Stand des Klöppelverbandes. Für diesen Tag haben sich rund 800 Besucher angemeldet, meint Sprecherin Erika Knoff. Hinzu kämen noch circa 1000 Tagesgäste. Den Ansturm spüren auch die Damen hinterm Bücherstand: Literatur für die Freunde der Spitzenstickerei gehen weg wie warme Semmel. Nebenan verkauft Mitarbeiter Fritz Eitelhuber Mustervorlagen für die Stickerei. Er versucht den Ansturm einer siebenköpfigen Gruppe Schweizer Damen zu bewältigen. Wir brüchen die Entwürfe für neue Ideen, so eine Frau im energischen Schweizer-Deutsch. Derweil klöppelt Siglinde Neßler für interessierte Zuschauer, was das Zeug hält. Im Ausstellungsraum, den sie mit der Oberstdorfer Handstickermeisterin Heidi Baumgartner teilt, geht es noch gelassen zu. Sieht aber recht kompliziert aus, meint eine ältere Frau.
Ach was, nur die Fäden kreuzen und drehen, erklärt Neßler. Auf einem Brett, das vor ihr auf dem Tisch liegt, baumeln 20 Holzklöppel, die sie hin und her schmeißt. Allmählich entsteht eine hübsche Taschentuch-Umrandung aus edlem Garn. Heidi Baumgartner dagegen hat eine besondere Technik: Sie verbindet Klöppelarbeiten mit Leinenstickerei. Daraus entstehen wunderschöne Trachteneinsätze und Leinenhemden mit bunten Verzierungen. Neben ihr klöppeln zwei Frauen goldene Spitzen, die die Oberstdorfer Reginahauben verzieren werden. Diese Kopfbedeckung in der Art einer Krone gehört zur historischen Tracht, ist Baumgartner entzückt. Weniger bodenständige Tradition zwischen schwäbischer Alp und Erzgebirge, demonstriert die Ausstellung im Pfarrheim. Das ist doch reiner Kitsch, erbost sich Baumgartner. Sie schüttelt den Kopf über rosa Tortenstücke und nugatfarbene Pralinen geklöppelt versteht sich. Eine Etage tiefer ärgert sich ein Sachse über die Ausstellung Mikroorganismen: Für die schönen Kunstwerke ist der Raum viel zu dunkel und muffig. An der Wand hängen grüne Pantoffeltierchen aus Nylon und blaue Wassertropfen aus Seide. Ein Kameramann richtet seine Linse auf eine algenfressende Amöbe, geschaffen aus Perlen, Pailletten und Baumwolle. Überhaupt scheint der Kongress mehr ein Magnet für klöppelnde Männer als Frauen zu sein. Wir sind keine bloßen Kofferträger für unsere Gattinnen entrüstet sich ein älterer Herr. Stolz meint er dann: Das Spitzentuch, das die Soldaten von Ludwig XIV. um den Hals trugen, hatte der Monarch zur Krawatte umfunktioniert. Viel zu sehen und zu kaufen gibt es auch an den Marktständen der Händler, die ihr Klöppelzubehör feil bieten. Eine Augenweide ist da auch die waschechte Klöppel-Königin aus dem Erzgebirge, die gerade ihre Krone webt. Und selbst mancher Hindelanger dürfte sich wohl