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Draht zur Jugend

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Draht zur Jugend

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    Von Veronika Krull Sonthofen Warum sie immer so düstere Bücher schreibe? Diese Frage werde ihr oft gestellt, erzählte die Schriftstellerin Gudrun Pausewang bei einer öffentlichen Lesung im Gymnasium Sonthofen. Dabei, so die 75-Jährige, seien in ihren 77 Büchern auch viele heitere Geschichten zu finden. Sprachs und trat den Beweis an mit zwei noch unveröffentlichten Texten einer locker gestrickten Erzählung zum (gewichtigen) Thema Fremdenhass und einer in einfachen Sätzen formulierten Parabel über die Freiheit. Wobei diese schon vordergründig nachdenklich stimmende Geschichte über die drei risikofreudigen Hausgänse in einer Art Spagat sowohl den jüngsten Zuhörern als auch den Älteren gerecht werden sollte. Mit im Gepäck hatte die mehrfach preisgekrönte Autorin, die auf ihrer Lesereise auch in den Gymnasien Immenstadt und Oberstdorf Station machte und jeweils vor Schülern der fünften und sechsten Klassen las, aber auch eine Erzählung aus dem Krieg. In Zwei Nächte und ein Tag beschreibt sie die Geschichte einer einmaligen Freundschaft viele der jungen Zuhörer zeigten sich nachhaltig beeindruckt. Dass die Autorin, die sich vor allem durch Jugendbücher einen Namen gemacht hat, nach wie vor einen Draht zu ihrer jungen Leserschaft hat, bewiesen aber auch die Autogramm-Schlange in der Pause sowie die zahlreichen interessierten Fragen zu Beginn der zweiten Halbzeit. Gudrun Pausewang stand geduldig Rede und Antwort und gewährte manch spannenden Einblick in Arbeit und Leben. Hobby: Menschen kennen lernen So braucht sie rund zweieinhalb Monate, um ein Buch mit rund 200 Seiten zu schreiben, aufwändige Recherchen nicht mitgerechnet.

    Da sitze sie aber von morgens acht bis abends um acht am Schreibtisch anders als etwa Thomas Mann, der ja nur vormittags zu arbeiten pflegte. Und wenn das Buch fertig sei, dann sei sie es meistens auch, erklärte sie zur Erheiterung der zumeist jungen Zuhörer. Und wenn sie keine Bücher schreibe? Dann, so schmunzelte die Autorin, die in Ostböhmen geboren wurde und heute bei Fulda wohnt, dann lebe sie: Sie lese gern und sie gehe gern auf Reisen, denn Menschen kennen lernen ist ein Riesenhobby. Den Erfolg vieler ihrer Jugendbücher führt Pausewang, die im nächsten Monat zum ersten Mal Oma wird, darauf zurück, dass sie ihre jungen Leser immer ernst genommen und knallharte politische Themen angesprochen habe. Die vier großen Themen, die sie in ihren Büchern aufgreift, beschäftigen sich mit dem Frieden, dem Elend in Südamerika, wo sie lange gelebt hat, der Umwelt, aber auch mit dem Rechtsradikalismus. Wie gut war die ehemalige Lehrerin in der Schule? Eine Frage, die natürlich aktive Schüler von heute brennend interessiert. Pausewang erinnerte sich mühelos: Immer, wenn es auf Phantasie ankam, habe sie gut abgeschnitten, wie zum Beispiel beim Aufsatzschreiben. Aber Erörterungen seien einfach grauslich gewesen das Publikum nickte verständnisvoll. Insgesamt, so die Autorin ganz offen, sei sie keine gute Schülerin, in Mathe, Physik und Chemie sogar eine Katastrophe gewesen. Auch faul sei sie gewesen, abgeschrieben habe sie wie ein Weltmeister, aber, erhob sie schließlich ihren pädagogischen Zeigefinger: Später vor den Abiturprüfungen habe sie all das bitter bereut. Die anwesenden Lehrer seufzten erleichtert.

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