Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

"Dirigenten müssen besseres Handwerkszeug erhalten"

Wildpoldsried

"Dirigenten müssen besseres Handwerkszeug erhalten"

    • |
    • |
    "Dirigenten müssen besseres Handwerkszeug erhalten"
    "Dirigenten müssen besseres Handwerkszeug erhalten" Foto: jÖrg schollenbruch

    Das hat viele im Allgäu-Schwäbischen Musikbund (ASM) überrascht: Der erst 30-jährige Robert Hartmann aus Wildpoldsried ist bei der jüngsten Delegiertenversammlung zum Bundesdirigenten gewählt worden. Im Gegensatz zu etlichen gestandenen Orchesterleitern, die dieses höchste musikalische Amt im ASM gerne übernommen hätten, hat Hartmann sich nach dem berufsbedingten Ausscheiden von Elmar Vögel (siehe nebenstehendes Interview) nicht beworben. Präsident Franz Pschierer suchte sich den jungen Diplomdirigenten aus - "nach reiflicher Überlegung", wie Pschierer sagt. Und er hat sich dabei auch gegen andere Meinungen im Präsidium durchsetzen müssen.

    "Wir wollen einen Schnitt machen", sagt Pschierer über diese Entscheidung. Deshalb habe das Präsidium eine Übergangslösung mit einem nicht ganz so jungen Dirigenten oder eine externe Lösung verworfen. "Am Ende entschieden wir uns für einen Generationswechsel", sagt Pschierer und lobt den Neuen kräftig: "Hartmann ist bodenständig, er kennt den ASM, und er besitzt eine Ausbildung auf höchstem Niveau."

    Studium bei Maurice Hamers

    Redet man mit Robert Hartmann ist zu spüren, dass die Entscheidung der ASM-Spitze, welche die Delegierten aus den Bezirken dann absegneten, Irritationen ausgelöst hat. Schließlich bekleidete er weder im eigenen Verein noch auf Bezirksebene ein nennenswertes Vorstandsamt.

    Seine Ausbildung allerdings ist gediegen - auch wenn er dabei einen kurvigen Weg zurücklegte. Hartmann lernte Blockflöte, Akkordeon und Schlagzeug. Im Alter von zehn Jahren begann er mit seinem heutigen Hauptinstrument, der Trompete. Eine Musikerlaufbahn schlug er allerdings erst ein, nachdem er mehrere Jahre als Schreiner gearbeitet hatte. 1999 ging er an die Berufsfachschule für Musik in Krumbach, wechselte 2001 zur Musikhochschule nach Augsburg, begann ein Trompetenstudium. Zwei Jahre später studierte er parallel dazu Blasorchesterleitung bei Professor Maurice Hamers. 2006 machte er seine Diplome als Orchestermusiker und Trompetenlehrer, 2008 sein Diplom für Blasorchesterleitung.

    Vor allem um das Können der Dirigenten will sich Robert Hartmann in nächster Zeit intensiv kümmern. "Sie sollen mehr Wissen im Gepäck haben", sagt er und ist sich darin mit Präsident Pschierer einig. Die bisherige Ausbildung von nur wenigen Wochen, die er mit einem Erste-Hilfe-Kurs vergleicht, möchte er intensivieren. Und auch nach den Prüfungen sollen die fertigen Dirigenten mehr Angebote für ihre Fortbildung haben - damit sie Erfahrungen sammeln und sich austauschen können.

    Probenarbeit optimieren

    "Den Dirigenten wird inzwischen sehr viel abverlangt. Sie müssen ein besseres Handwerkszeug erhalten", erklärt Hartmann. Dabei hat er vor allem die Probenarbeit im Blick. Sie müsse optimiert werden. Er selbst schwärmt von der Ausbildung bei Maurice Hamers in Augsburg.

    "Er ist absolut der Beste, was Musikalität und Technik anbetrifft." Seine Arbeit an der Augsburger Hochschule strahle auf den Norden Schwabens schon aus, das Allgäu profitiere leider noch wenig davon.

    Der Cabriofahrer Hartmann kommt viel herum: Als Trompetenlehrer ist er im ganzen Allgäu unterwegs. An drei Abenden pro Woche steht er vor Blaskapellen: Seit sechs Jahren dirigiert er die Wildpoldsrieder, außerdem leitet er den Musikverein Krumbach (Höchststufe) sowie die Vor- und die Jugendkapelle Mindelheim (Unter- und Oberstufe). Dabei hält er sowohl die konzertant-sinfonische Blasmusik für wichtig, als auch Unterhaltungsmusik. Was ihn besonders freut: "Es ist schön, wenn junge Leute wieder Gefallen finden an originaler Blasmusik - etwa der Löffelpolka."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden