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Dietmannsrieder züchtet Greifvögel und exportiert sie in arabische Länder

Tiere

Dietmannsrieder züchtet Greifvögel und exportiert sie in arabische Länder

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    Dietmannsrieder züchtet Greifvögel und exportiert sie in arabische Länder
    Dietmannsrieder züchtet Greifvögel und exportiert sie in arabische Länder Foto: beck

    Kalt weht der Wind an diesem Vormittag im November durch ein abgelegenes Waldstück zwischen Dietmannsried und Gemeinderied. Wer sich dorthin verirrt, sieht Ungewöhnliches: Greifvögel vom Steinadler bis zum Sibirischen Uhu. Leiter dieser etwa 1500 Quadratmeter großen Auffangstation für Greifvögel ist Rudolf Hiebeler. Er züchtet auch Falken und verkauft diese an wohlhabende Abnehmer im Orient.

    Schon in seiner frühen Kindheit fühlte sich Hiebeler zu Greifvögeln hingezogen. 'Mit neun Jahren besaß ich meinen ersten Turmfalken.' Die Leidenschaft zu diesen 'faszinierenden Tieren' ist auch heute noch nicht verflogen. Im Gegenteil, aus dieser Leidenschaft ist mittlerweile sogar ein gutes Geschäft geworden. Der bodenständige Dietmannsrieder züchtet Greifvögel, die dann in Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate oder nach Kuwait exportiert werden. Beispielsweise Wanderfalken und Gerfalken.

    Doch wie kommt ein Allgäuer Falkner ins Geschäft mit einem Scheich aus den Emiraten? Wird den Kunden im Dietmannsrieder Waldstück der rote Teppich ausgerollt? 'Nein', ganz so sei es nicht. 'Wenn Interessenten aus den Emiraten anreisen, dann läuft das Ganze unspektakulär ab.

    ' Hiebeler selbst fliegt zwei- bis dreimal im Jahr in den Orient. Wenn er für ein Geschäft ein paar Tausend Kilometer zurückgelegt hat, dann fühle er sich immer etwas fremd. Seine Allgäuer Mentalität sei einfach eine andere.

    Klassisches Land der Falknerei

    Warum findet Hiebeler ausgerechnet in den arabischen Ländern Abnehmer für teure Falken? 'Die Emirate sind das klassische Land der Falknerei', erzählt der 50-Jährige. Die Jagd mit den Falken gehöre dort zum Leben. 'Es gibt in Dubai sogar eigene Kliniken für Falken.'

    Seit Jahrtausenden ist die Falknerei also Teil der arabischen Kultur und Beduinentradition. In Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, ist das Tier mit den scharfen Augen oft sogar mehr als ein Statussymbol: Es gehört zur Familie. Reiche Scheichs halten sich die Falken, um auf die Jagd zu gehen. Auf dem 100-Dirham-Schein – die Währung der Emirate – ist das Wasserzeichen gar ein Falke. Nach der Jagdsaison werden die Tiere traditionell wieder freigelassen. Hiebeler: 'Das schreibt auch der Koran vor.'

    Über das lukrative Geschäft mit den Saudis spricht Rudolf Hiebeler ungern. Für einen Gerfalken könne er zwischen 500 und 6000 Euro verlangen. Doch die Geschäfte sind hart. 'Die reichen Kunden können ziemlich knausrig sein,' sagt Hiebeler. Anstatt über die geschäftlichen Dinge zu philosophieren, präsentiert Hiebeler lieber seine Tiere.

    Uhu sitzt wie tot auf dem Baum

    Der Falkner steht nun aufrecht mit einem riesigen Adler auf dem Arm vor seiner Auffangstation. Dort sind im Allgäu einzigartige Greifvögel zu Hause: Auf einem in der Wiese liegenden Baumstamm sitzt ein Sibirischer Uhu wie erstarrt. Man könnte meinen, er lebt nicht mehr. In einem anliegenden Gehege flattert ein anderer Uhu aufgeregt herum.

    Hiebeler ist auch Mitglied des Kreisjagdverbands Kempten. Seit vier Wochen päppelt er einen Wanderfalken auf. 'Seine Verdauung musste erst wieder auf Trab kommen.' In wenigen Minuten darf er in die Freiheit fliegen und ist nach kurzer Zeit hinter einem Strommasten verschwunden.

    Bevor junge Falken aus seiner Obhut entlassen werden und einen neuen Besitzer im Orient finden, müssen die Tiere mühsam auf die Jagd vorbereitet und von Rudolf Hiebeler auch an die Hand des Menschen gewöhnt werden. Erst dann fliegt der Falke im Privatjet erster Klasse in Richtung Emirate.

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