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Die Zeiten ändern sich, die Menschen nicht!

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Die Zeiten ändern sich, die Menschen nicht!

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    Memmingen (hill). - 'Die Zeiten ändern sich, die Menschen nicht!' Bei 'Café Premiere' im Theater am Schweizerberg wies Moderator Wolfgang Hillmann auf die große Ähnlichkeit der beiden ersten Premieren-Autoren hin. Sowohl Moli&po_143;re, dessen Komödie 'Der Geizige' die Saison im Stadttheater eröffnet, als auch Dario Fo, von dem 'Offene Zweierbeziehung' im Theater am Schweizerberg zu sehen ist, seien Theaterpraktiker, die keine Literatur im Sinne hatten, sondern elementares Theatervergnügen. Über Moli&po_143;res Leben müsse man spekulieren, denn keine einzige private Zeile sei erhalten. Er war wohl ein äußerst unbequemer Zeitgenosse, ein melancholischer Spötter, der einen präzisen Blick auf menschliche Schwächen hatte. Er schrieb in der Tradition des Volkstheaters und der Commedia dell'arte ein Theater mit Typen. Was ihn auszeichne, sei, dass diese Typisierungen so präzis beobachtet waren, dass sie noch immer die Rollen der Theatergeschichte seien, die eine Charakterisierung des Menschlichen schlechthin erlaubten. Für Regisseur Stefan Zimmermann erläuterte Regieassistent Andreas Menzel die Absichten der Regie. Der Regisseur vertraue ganz auf das komödiantische Genie Moli&po_143;res. Dem Vergnügen tue es keinen Abbruch, wenn man sich den Abgründen des Geizes aus heutiger Sicht psychologisierend nähere. Die Nebenfiguren gewännen sogar an Profil, weil der Geiz des Harpagon (gespielt von André Stuchlik) ihre Verhaltensweisen geradezu auf Schienen zwinge. Die Regie-Konzeption spiegelt sich im Büh-nenbild, das Sabine Manteuffel im Modell vorstellte, und vor allem in den Kostümen. Vorsichtig modernisierend, könne sich auch bei heutiger Alltagskleidung ein historisierender Effekt einstellen. Pluderhosen und Schlagärmel fänden sich auch in der Mode unserer Tage. Samantha Richter, Eva Steines und Thomas Jutzler, die sich als neue Mitglieder des Ensembles vorstellten, sprachen von der Lust, die sie bei der Arbeit am Stück empfänden. Auch in der zweiten Produktion bereitet die Inszenierungsarbeit offensichtlich allen Beteiligten großes Vergnügen. Dario Fo und seine Frau Franca Rame behandelten, so unbekümmert wie sie sich an politisch heiße Eisen heranwagten, in aller Öffentlichkeit ihre Eheprobleme. Aber nicht verbissen wie ein Strindberg, sondern mit der intelligenten Frechheit eines Schauspieler-Paares, das in der Tradition des italienischen Volkstheaters wohl eher ein Schausteller-Paar sei. Regisseur Holger Seitz, der schon das dritte Fo-Stück in Memmingen realisiert, liebt den Autor. Er inszeniere am liebsten 'gehobenen Boulevard' - was eine Bezeichnung, aber keine Qualifizierung sei. Dario Fo sei nicht durch Zufall der wohl meistgespielte Autor unserer Tage.

    Das zentrale Thema Andreas Gottuso versucht mit seinem Bühnenbild, die Zeit der Stückentstehung zu zitieren und eine Übertragung ins Heutige zu leisten. Schließlich geht es in 'Offene Zweierbeziehung' um das zentrale Thema: einen Mann und einen Frau. Die Zuschauerdiskussion nahm sichtlich Fahrt auf und versprach für die Produktion kräftige Zuschauerresonanz. Als wesentliche Neuerung wurde der Ersatz für das bisherige Programmheft vorgestellt: 'Das kleine Journal' (kostenlos ausgegeben) soll auf unterhaltsame Weise zu den Produktionen hinführen. i Premiere von 'Der Geizige' im Stadttheater ist am 24. September um 20 Uhr. 'Offene Zweierbeziehung' hat am 25. September um 20 Uhr im Theater am Schweizerberg Premiere.

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