Von Michael Dumler |Oberstdorf/StuttgartWenn Blechbläser proben, geht es immer laut zu. Ein Problem, das auch die Organisatoren des Oberstdorfer Musiksommers, Professor Peter Buck und seine Ehefrau Rosalinde Brandner-Buck, kennen. "Ein Meisterkurs für Blechbläser schwebte uns schon lange vor, aber erst jetzt war die Zeit reif dafür", so Peter Buck. Erstmals gibt es im Rahmen der 16. Auflage des Festivals (24. Juli bis 14. August) eine Brass-Akademie mit Meisterkursen für Posaune und Blechbläser-Ensembles.
Hauptproblem waren in den vergangenen Jahren vor allem fehlende Räumlichkeiten. Seit jeher finden die begleitenden Meisterkurse in der Oberstdorfer Grundschule statt. Und die hat zwar dicke Mauern, doch nicht so dicke, dass etwa Geigen-, Klavier- oder Gesangsschüler durch benachbarte Posaunen- und Trompetenklänge nicht gestört würden. "Wir hatten sogar die Idee, die Blechbläser in der auf und ab fahrenden Nebelhorn-Gondel proben zu lassen", sagt Rosalinde Brandner-Buck lachend.
Durch den Umbau des Kurhauses zum Oberstdorf-Haus (Eröffnung Dezember 2006) hatte sich aber eine für die Musiker angenehmere Möglichkeit aufgetan. "Mit dem Nebelhornsaal haben wir jetzt einen optimalen Probenraum", freut sich Peter Buck. "Die öffentlichen Proben werden das ehemalige Kurhaus sicherlich beleben", glaubt Rosalinde Brandner-Buck.
Der Probenort war also gefunden, doch es waren noch zahlreiche Gespräche nötig, bis die Brass-Akademie im Programmheft aufgeführt werden konnte. In dem Posaunisten Henning Wiegräbe fand Peter Buck, der an der Staatlichen Hochschule für Musik in Stuttgart unterrichtet, einen Kollegen, der von der Idee einer Brass-Akademie sogleich begeistert war. "Mein Ziel ist es, in den Kursen, den jungen Musikern neue Ideen zur stilgerechten Interpretation unterschiedlichster Epochen und Musikstile zu geben, gekoppelt mit einem körperlich entspannten Sinn zum Musizieren", sagt Wiegräbe. Der Stellenwert der Blechbläser steige auf den verschiedensten Konzertpodien zunehmend an, so der Hochschulprofessor. Die Brass-Akademie könne da ein "wichtiges Zeichen" setzen.
Ähnlich wie im Falle der Hochschule für Musik "Hanns Eisler Berlin", die seit 1999 Stipendiaten zu Oberstdorfer Meisterkursen schickt, stellte sich Buck die Kooperation vor. Die Stuttgarter Hochschulleitung zeigte sich von der Idee angetan und vergab heuer für hochbegabte Studenten zehn Stipendien (sechs für die Brass-Akademie, vier für andere Meisterkurse).

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Ohne Sponsor nicht realisierbar
Mit dem Angebot von 13 Meisterkursen mit rund 160 Teilnehmern und 17 Dozenten hat der 16. Oberstdorfer Musiksommer bereits vor dem offiziellen Beginn einen neuen Rekord aufgestellt. "Es stimmt uns stolz, dass die Kurse voll sind", so Peter Buck.
Auf der Suche nach neuen Auftrittsorten stießen er und seine Frau auf die Plattform am Schanzenturm der Erdinger Arena. "Von dort oben hat man einen faszinierenden, neuen, andersartigen Blick auf Oberstdorf", schwärmt Rosalinde Brandner-Buck. Sie sei wie geschaffen für ein Konzert der Brass-Akademie.
Doch ohne Sponsor wäre es nicht möglich gewesen, das logistisch aufwendige Unternehmen zu stemmen. Die Waldburg-Zeil-Kliniken machen das Open-Air-Projekt am 11. August durch finanzielle Unterstützung möglich, so Brandner-Buck. Bei schlechtem Wetter werde das Konzert im Oberstdorf-Haus stattfinden. Das Programm spanne den Bogen von Musik der Renaissance und Barock bis hin zu unterhaltender Musik, beispielsweise von Gershwin, so Henning Wiegräbe.
Neben den Auftritten der "Brass-Akademie" gibt es viele weitere Konzerte, in denen Blasinstrumente im Mittelpunkt stehen, und das Motto des 16. Musiksommers, "Kaleidoskop brillanter Klänge", hochhalten sollen (siehe Info-Kasten). Peter Buck: "Der Spannungsbogen ist groß und lässt Experimente zu."